Agnieszka
Lindenhayn-
-Fiedorowicz
Abb. 4. Stargard, Johanniskirche, Granitquader im unteren Bereich der Chorpfeiler,
2. Hälfte 13. Jh.; mittig Überreste eines Strebepfeilers des alten eingezogenen Chores
aus dem 2. Viertel d. 14. Jhs., Foto: Marek Fiedorowicz
Es fällt auch schwer, detailliertere Aussagen über die ursprüngliche Bauge-
stalt dieser Ordenskapelle zu treffen. An ihrer Stelle erhebt sich nun die spätgo-
tische Johanniskirche (Abb. 1, 2), doch geht der Grundriss ihres Binnenchores
mit seinen zwei annähernd quadratischen Jochen (Abb. 5) mit großer Wahr-
scheinlichkeit auf die Form der ehemaligen Kapelle zurück und deutet darauf
hin, dass es sich dabei sicherlich um einen bescheidenen, rechteckigen Saalbau
aus sorgfältig bearbeiteten Granitquadern handelte, womöglich mit einer ein-
gezogenen Halbrundapsis als Chorschluss.
zurückkehrten. Es ist zu vermuten, dass die Ordensbrüder den Bau der Kapelle erst nach dem
Ende des Konflikts mit dem Herzog in Angriff nahmen, womöglich an der Stelle eines provi-
sorischen Vorgängerbaus. - In diesem Zusammenhang lohnt es, auf eine kürzlich entdeckte,
bislang unbekannte Feldsteinkirche einzugehen, die im Rahmen einer archäologischen Grabung
in den Jahren 2006-2007 von dem Archäologenteam des Archäologisch-Historischen Museums
auf dem Gelände der ehemaligen Stargarder Augustiner-Eremitenkirche entdeckt wurde. Nach
Aussage von Marcin Majewski könnte es sich bei diesem Bau aus der Zeit um 1200 um eine
Kaufmannskirche gehandelt haben (der Autor verweist auf ihre Lage an der Handelsroute von
Stettin nach Belgard und Kolberg), die auch Pfarrfunktionen erfüllte. Da die Kirche wahr-
scheinlich den Bewohnern eines von deutschen Siedlern angelegten Marktfleckens diente, der
auf Betreiben der Johanniter am rechten Ihna-Ufer gegründet worden war, vermutet Μ. Majew-
ski, dass der Orden das Patronat an dieser Kirche innehaben und sie auch für seine eigenen
liturgischen Bedürfnisse nutzen konnte, vgl. Majewski, Architektura kościoła..., S. 110. Dies
ist eine interessante These, die erklären würde, weshalb die Stargarder Johanniter nicht vor
der Notwendigkeit standen, unmittelbar nach ihrer Niederlassung in Stargard eine Konvents-
kapelle zu erbauen.
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Lindenhayn-
-Fiedorowicz
Abb. 4. Stargard, Johanniskirche, Granitquader im unteren Bereich der Chorpfeiler,
2. Hälfte 13. Jh.; mittig Überreste eines Strebepfeilers des alten eingezogenen Chores
aus dem 2. Viertel d. 14. Jhs., Foto: Marek Fiedorowicz
Es fällt auch schwer, detailliertere Aussagen über die ursprüngliche Bauge-
stalt dieser Ordenskapelle zu treffen. An ihrer Stelle erhebt sich nun die spätgo-
tische Johanniskirche (Abb. 1, 2), doch geht der Grundriss ihres Binnenchores
mit seinen zwei annähernd quadratischen Jochen (Abb. 5) mit großer Wahr-
scheinlichkeit auf die Form der ehemaligen Kapelle zurück und deutet darauf
hin, dass es sich dabei sicherlich um einen bescheidenen, rechteckigen Saalbau
aus sorgfältig bearbeiteten Granitquadern handelte, womöglich mit einer ein-
gezogenen Halbrundapsis als Chorschluss.
zurückkehrten. Es ist zu vermuten, dass die Ordensbrüder den Bau der Kapelle erst nach dem
Ende des Konflikts mit dem Herzog in Angriff nahmen, womöglich an der Stelle eines provi-
sorischen Vorgängerbaus. - In diesem Zusammenhang lohnt es, auf eine kürzlich entdeckte,
bislang unbekannte Feldsteinkirche einzugehen, die im Rahmen einer archäologischen Grabung
in den Jahren 2006-2007 von dem Archäologenteam des Archäologisch-Historischen Museums
auf dem Gelände der ehemaligen Stargarder Augustiner-Eremitenkirche entdeckt wurde. Nach
Aussage von Marcin Majewski könnte es sich bei diesem Bau aus der Zeit um 1200 um eine
Kaufmannskirche gehandelt haben (der Autor verweist auf ihre Lage an der Handelsroute von
Stettin nach Belgard und Kolberg), die auch Pfarrfunktionen erfüllte. Da die Kirche wahr-
scheinlich den Bewohnern eines von deutschen Siedlern angelegten Marktfleckens diente, der
auf Betreiben der Johanniter am rechten Ihna-Ufer gegründet worden war, vermutet Μ. Majew-
ski, dass der Orden das Patronat an dieser Kirche innehaben und sie auch für seine eigenen
liturgischen Bedürfnisse nutzen konnte, vgl. Majewski, Architektura kościoła..., S. 110. Dies
ist eine interessante These, die erklären würde, weshalb die Stargarder Johanniter nicht vor
der Notwendigkeit standen, unmittelbar nach ihrer Niederlassung in Stargard eine Konvents-
kapelle zu erbauen.
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