Abb. 5. Stargard, Johanniskirche, Grundriss nach: Architektura gotycka w Polsce, hrsg. v. Marian
Arszyński, Teresa Mroczko, Bd. 2: Katalog zabytków, hrsg. v. Andrzej Włodarek, Warszawa 1995,
S. 515, Nr. 383
Diese Kapelle diente zunächst, wie es scheint, für den Eigenbedarf der
Ordensbrüder; es gibt aus dem 13. und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
keine Nachrichten über bürgerliche Stiftungen im Bereich der Ordenskapelle.
Nach 1350 hingegen begannen sich in der Stargarder Johanniskapelle pri-
vate Altar- und Vikarienstiftungen zu mehren - vermutlich im Zuge einer
allgemein zu beobachtenden Tendenz zur Übernahme seelsorgerischer Auf-
gaben durch die Johanniter der Ballei Brandenburg, die sich seit Beginn des
14. Jahrhunderts in der Patronatsübernahme an zahlreichen Stadtkirchen
zeigte. Die ehemalige Konventskapelle begann nun Pfarraufgaben zu erfül-
len und fungierte als Filiale der Pfarrkirche St. Marien, die seit den späten
1320er Jahren ebenfalls unter dem Patronat der Johanniter stand7. Erstaun-
lich ist, dass in den Schriftquellen der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
sieben verschiedene Altäre in der Johanniskapelle erwähnt werden. Und auf-
fälligerweise ist in einem Großteil der Schriftquellen auch nicht mehr von einer
capella die Rede, sondern von der ecclesia sancti Iohannis. In diesem Zusam-
menhang ist darauf hinzuweisen, dass der Begriff capella in der mittelalter-
lichen Nomenklatur zwei abweichende Bedeutungen hatte: Er konnte sich
sowohl auf einen kleinen Sakralbau als auch - unabhängig von der Größe der
7 Zur Patronatsübernahme an der Stargarder Marienkirche durch den Johanniterorden
siehe u.a.: Agnieszka Lindenhayn-Fiedorowicz, Johannitisches Patronat und städtische Architektur.
Die Marienkirche zu Stargard in Pommern [in:] Regionalität und Transfergeschichte. Ritteror-
denskommenden der Templer und Johanniter im nordöstlichen Deutschland und in Polen, hrsg.
v. Christian Gahlbeck, Heinz-Dieter Heimann, Dirk Schumann, Berlin 2014, S. 269-272.
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