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Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Editor]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Editor]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 22.2023

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Lindenhayn-Fiedorowicz, Agnieszka: Die Johanniskirche in Stargard. Ein neuer Blick auf Bauchronologie und Datierung
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72800#0037
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Agnieszka Kirche - auf eine ecclesia non parochialis beziehen8, also auf eine Kirche ohne
Lindenhayn - eigene Pfarrei, wie es bei der Johanniskirche in Stargard der Fall war, die bis
-Fiedorowicz zur Reformation eine Filialkirche der Pfarrei St. Marien blieb. Das wiederholte
Auftauchen des Begriffs ecclesia in Schriftquellen ab der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts verweist darauf, dass anstelle der kleinen Kapelle zu dieser
Zeit bereits ein größerer Kirchenbau existierte und sollte meines Erachtens
ein Grund dafür sein, die bislang in der Forschung vertretene Meinung zur
Datierung und Bauchronologie von St. Johannis kritisch zu hinterfragen.
In Anlehnung an eine Inschriftentafel am unteren Teil des Turmes wurde der Bau
des dreischiffigen Hallenlanghauses mit Turm bislang in die erste Hälfte des 15. Jahr-
hunderts datiert (Baubeginn im Jahr 1408)9. Einige Forscher nahmen an, dass dieses
an die alte Konventskapelle angebaut wurde, die fortan bis in die zweite Hälfte
des 15. Jahrhunderts als einschiffiger Chor fungierte10, andere waren der Ansicht,
dass das neue Kirchenschiff an einen eingezogenen Backsteinchor angebaut
wurde, der zuvor an der Stelle der alten Konventskapelle errichtet worden war11.
Es herrscht Einigkeit darüber, dass das Langhaus anfangs an einen einschiffigen
Chor angrenzte, worauf die noch heute erkennbaren schräg gestellten Strebepfei-
ler an den östlichen Ecken des Kirchenschiffs hinweisen (Abb. 5). Die Jahreszahl
„1464", die in einer Inschrift auf der ältesten Glocke der Johanniskirche genannt

8 Ausführlicher äußerte sich Jakub Adamski zu dieser Doppelbedeutung des Wortes
„capella" und führte dazu auch mehrere Beispiele vom Gebiet des Heiligen Römischen Reiches
an, vgl. Jakub Adamski, Gotycka architektura sakralna na Śląsku w latach 1200-1420. Główne
kierunki rozwoju, Kraków 2017, S. 156.
9 Schmidt, Geschichte der Kirchen...,Ί. 1, S.4; Felix Boehmer, Geschichte der Stadt Stargard
in Pommern, Bd. 1: Geschichte der Stadt im Mittelalter. Mit Karten, Stadtplänen und Abbildungen
von städtischen Wehrbauten, kirchlichen Bauten, des Rathauses, des Stadtsiegels und städtischer
Münzen, Stargard i. P. 1903, S. 359; Kalita-Skwirzyńska, Stargard Szczeciński..., S. 170 (obwohl
sie auch die Möglichkeit nicht ausschloss, dass der Turm nach 1408 an ein bereits bestehendes
Kirchenschiff angebaut wurde); Marek Ober, Średniowieczna architektura Stargardu na tle regionu
południowego pobrzeża Bałtyku [in:] Dawny Stargard - miasto i jego mieszkańcy. Materiały sesji
naukowej 18-19 X 2000 w Stargardzie, hrsg. v. Marcin Majewski, Szczecin 2000, S. 51; Majewski,
Joannici stargardzcy..., S. 75; Jarosław Jarzewicz, Hinterpommern und Neumark [in:] Mittelalter-
liche Architektur in Polen. Romanische und gotische Baukunst zwischen Oder und Weichsel, hrsg.
v. Christofer Hermann, Dethard von Winterfeld, Bd. 2, Petersberg 2015, S. 819; Marek Ober, Koś-
ciół klasztorny czy staromiejska fara? Architektura kościoła św. Jana Chrzciciela w Stargardzie wobec
joannickiego patronatu, „Stargardia" 2017 (2016), Nr. 11, S. 14; Jarosław Jarzewicz, Architektura
średniowieczna Pomorza Zachodniego, Poznań 2019, S. 246. Lediglich Katja Hillebrand äußerte
kürzlich eine abweichende Meinung und erkannte, dass die Erweiterung der alten Kapelle nach
Westen um ein Hallenlanghaus wohl schon um die Mitte des 14. Jahrhunderts vorgenommen
wurde (Hillebrand, Städtische Führungseliten..., S. 58).
10 Diese Meinung verankerte sich in polnischen Forscherkreisen, vgl. u.a. Kalita-Skwirzyńska,
Stargard Szczeciński..., S. 168; Majewski, Joannici stargardzcy..., S. 75; Jarzewicz, Hinterpommern
und Neumark..., S. 816; Ober, Kościół klasztorny..., S. 14.
11 Felix Boehmer äußerte zum Beispiel die Meinung, der dreijochige Binnenchor sei Ende
des 14. Jahrhunderts errichtet worden, vgl. Boehmer, Geschichte der Stadt..., S. 138.

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