Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Hrsg.]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 22.2023

DOI Artikel:
Lindenhayn-Fiedorowicz, Agnieszka: Die Johanniskirche in Stargard. Ein neuer Blick auf Bauchronologie und Datierung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.72800#0051
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Agnieszka vom 18. März 1491, in dem von einem „vicario in capella turri annexa ad altare
Lindenhayn - beatae Mariae virginis" die Rede ist36. Diese Marienkapelle ist einem Renten-
-Fiedorowicz brief aus dem Jahr 1481 zu Folge von dem damaligen johannitischen Stadtpfar-
rer Matheus Schmidt gestiftet worden37, der im Jahr 1480 darin den kleinen
Chor der Johanniskirche gegründet haben soll38. Der Johanniter Matheus
Schmidt wird erstmals in einer Urkunde von 1476 als Stargarder Stadtpfarrer
erwähnt39, der Anbau der südlichen Turmkapelle erfolgte demnach vermut-
lich in der zweiten Hälfte der 1470er Jahre. Carl Schmidt bezieht auch den
Inhalt einer nur auszugsweise überlieferten Stiftungsurkunde aus der Zeit vor
14914° auf den südlichen Turmanbau. In der Urkunde heißt es: „In honorem
omnipotentis Dei, genetris Virginis intemeratae, nihilominus in singulärem
honorem dictae beatae Virginis Mariae [...] in Ecclesia sive Capella sancti Johan-
nis Baptistae Stargardiensi [...] duas celebrare missas de consensu honorabilis
Domini Plebani Henrici Scheibel Stargardensis, nec non totius Consulatus, a d
Altare infimum in Capella versus meridiem [Hervorhe-
bung A.L.-E] eorundem patronorum"41. Die Stiftung wurde demnach an einem
Altar vollzogen, der dem allmächtigen Gott und der Jungfrau Maria geweiht
war, was nicht unbedingt ein Hinweis darauf sein muss, dass sich diese Stiftung
auf die Marienkapelle bezieht. Es könnte sich ebenso um eine Stiftung in der
angrenzenden Mildenitz-Kapelle handeln. Aus der Formulierung „ad altare
infimum" schlussfolgert Schmidt jedoch, dass „die Kapelle zwei Stockwerke
hatte, und dies war bei dem oben erwähnten Anbau [dem südlichen Turman-
nex - Anm. d. Autorin] der Fall"42. Da der Abriss des südlichen Turmanbaus
bereits zu Schmidts Lebenszeit vollzogen wurde, scheint diese Aussage sehr
glaubwürdig zu sein und bekräftigt die Annahme, dass es sich bei dem südli-
chen Turmanbau um eine zweigeschossige Marienkapelle mit einem Marienaltar
im unteren Geschoss handelte.
Im Erdgeschoss des Turmes befindet sich heute eine niedrige, gewölbte Vor-
halle. Die an der Ostwand der darüber liegenden Turmhalle sichtbaren Baufugen
beweisen jedoch, dass der Bereich im Erdgeschoss des Turmes ursprünglich nicht
in zwei Geschosse unterteilt gewesen war, sondern eine geräumige Halle darstellte,
die sich mit einer hohen Arkade zum Langhaus hin öffnete. Erhaltene Überreste
von Rippenanfängern und die Gewölbeauflager zeigen, dass diese Turmhalle

36 Schmidt, Geschichte der Kirchen..., Ύ. 1, S.9.

37 Ibidem.

38 Boehmer, Geschichte der Stadt..., S. 360; Kalita-Skwirzyńska, Stargard Szczeciński..., S. 175.

39 BLHA Potsdam, Rep. 9B, Johanniterorden, U 315.

40 Datierung auf Grundlage der Erwähnung des Stargarder Ordenspfarrers Heinrich Scheibel
in der Urkunde, der 1491 sein Amt niederlegte; vgl. Registrum Administrationis Episcopatus Cami-
nensis, während der Jahre 1489-1494 geführt vom Cantor und Bistumsverweser Georg Puttkammer
[in:] Diplomatische Beiträge zur Geschichte Pommerns aus der Zeit Bogislafs X., bearb. v. Robert
Klempin, Berlin 1859, Nr. 365, S. 1-288.

41 Schmidt, Geschichte der Kirchen..., T. 1, S. 107-109.

42 Vgl. ibidem, S. 10.

50
 
Annotationen