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Praschniker, Camillo
Kretische Kunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 7: Leipzig: Verlag von E. A. Seemann, 1921

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Kretische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.61241#0009
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A IsamAnfangeunseresJahrhundertsdieMärchen-
xi weit der kretischen Kultur aus dem Schatten der
Jahrtausende wieder emporstieg, konnten wir zu-
nächst nur staunen und bewundern. Wir sahen auch
anderwärts alte Kulturen wiedererstehen, aber nie
ist uns eine Entdeckung so nahe gegangen. Wie
ein Grenzwall liegt die langgestreckte Felsmauer
der Insel zwischen der blauen Ägäis und dem Süd-
meere, zwei Welten trennend, und solche Grenz-
gebiete sind sonst kein fruchtbarer Boden für das
Erblühen einer aus eigenen Wurzeln sprossenden
Kunst. Was hier nun ans Licht kam, paßte nicht
in die Schemata der Prähistoriker, stand aber auch
neben dem gleichzeitigen Kunstschaffen der vorder-
asiatischen Völker wie die Arbeiten eines genialen
Wunderkindes bei denen seiner bloß fleißigen Mit-
schüler. Eine Welt trennte es von der benachbarten
ägyptischen Kunst und zu der späteren griechischen
schienen keine Wege zu leiten. Jahr für Jahr wur-
den wir mit einer immer wachsenden Fülle des
Neuen überschüttet. Jetzt erst, da wir diese wunder-
same Kunst auf der Insel selbst keimen, wachsen,
blühen und welken sehen, können wir sie verstehen.
Es ist eine Entwicklung, die fast zwei Jahrtau-
sende, das 3. und 2. v. Chr., umfaßt. Die Anfänge
verraten wenig von der großen Zukunft, steinzeit-
liche Töpfe, wie sie auch anderswo gefunden sein
könnten. Erst mit dem Aufkommen der Bronze
tritt die ganz eigene Begabung hervor. Man ver-
fertigt mit unvergleichlicher Meisterschaft Gefäße

B.D.K.7

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