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F. A. C. Prestel <Frankfurt, Main> [Editor]
Catalog der zum Nachlasse des Herrn Wilhelm von Metzler-Lutteroth gehörenden Sammlung von Oelgemälden, Aquarellen und Handzeichnungen moderner Meister: welche im Auftrage der Erben Mittwoch, 24. Mai 1905 ... zu Frankfurt a. M. durch die Kunsthandlung von F. A. C. Prestel zur Versteigerung gelangen — Frankfurt am Main, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.16433#0008
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1845 bis 1875 haben sich leider nur wenige Reste erhalten, aber sie sind für beide
Theile für den ausführenden Künstler wie für den Besteller und Käufer ein ehrenvolles
Zeugnis, — in den meisten Fällen führte die erste Anknüpfung zu dauernden freund-
schaftlichen Beziehungen, die Herrn von Metzler in späteren Jahren, als er für die Kunst
in seiner Vaterstadt wirkte, oft eine grosse Unterstützung waren.

Dass er unter diesen Umständen seine entstehende Gallerie vor allem aus
Werken seiner Zeitgenossen bildete, ist selbstverständlich; als Sammler war er modern,
aber nie der Mode unterworfen, jedes von ihm erworbene Bild musste in sich Eigen-
schaften tragen, die ihm bleibenden Werth sicherten. Einen Defregger musste er haben,
aber er wählte nicht ein lächelndes Dirndl oder einen jauchzenden Buben, sondern den
wetterharten Kopf eines älteren Mannes, dessen strenge Zeichnung und eingehende
Charakteristik an Holbein erinnern, — von dem russischen Dreigespann auf der Flucht
vor Wölfen, das der Verewigte 1865 bei Schreyer in Paris bestellte, durfte der Künstler
Jahrzehnte später mit Fug und Recht sagen, es gehöre zu dem Allerbesten, das er je
geschaffen, und wenn Schreyer einem Sammler oder einem Händler einen guten Begriff
von seinem Können geben wollte, pflegte er ihn in die von Metzler'sche Villa vor dies Bild
zu führen. Diese über dem Geschmack des Tages und dessen Reklame erhabene Kunst-
liebe bewährte Herr von Metzler in all' den Stellungen, zu denen er im Laufe der Jahre
berufen wurde: nicht allein leistete er bei allen künstlerischen Veranstaltungen der Vater-
stadt während eines halben Jahrhunderts stets Rath und thätigste Mithülfe, vertraute
er seine besten Schätze den verschiedensten Sonderausstellungen an, sondern er war
auch einer der Mitbegründer des Kunstvereins, des Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins
und — last but not least: — jahrzehntelang einer der Administratoren des Städel'schen
Kunst-Instituts. Hoffentlich wird eine Geschichte des Instituts auf Grund der Akten noch
einmal geschrieben*) und man wird dann erfahren, wie die Förderung seiner Interessen
und seine Weiterentwickelung für von Metzler wie für seine ihm durch Freundschaft ver-
bundenen Mitadministratoren Cornill, Gustav Spiess, Moritz Gontard, Hermann von
Mumm u. a. gradezu eine Herzenssache war, und man wird die Grundsätze kennen lernen,
von denen diese Männer in ihrer Tätigkeit geleitet wurden. Es waren dieselben, denen
der Verewigte bei seinem Sammeln folgte: könnte man sich doch ganz gut vorstellen,
dass seine Gemälde, wenn ein günstiges Geschick sie in ihrer Gesammtheit in das
Städelsche Institut übergeführt hätte, sich demselben auf's harmonischste würden an-
gegliedert haben, als eine Blütenlese der Kunst des XIX. Jahrhunderts.

Man erwartet gewöhnlich in der Vorrede eines Katalogs einen Hinweis auf die
Perlen der Sammlung: ja, das ist in unserem Falle schwer, wir müssten so ziemlich
alle Bilder hier nochmals erwähnen. Die sorgfältigen Beschreibungen im Verein mit
den beigegebenen Abbildungen geben doch einigen Anhalt für den kauflustigen Liebhaber.

*) Der sonst so treffliche Weizsäckersche Katalog beschränkt sich leider nur auf kürzeste
Andeutungen.
 
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