die Lande oder auf einem alten Schleppkahn den Rhein hinabfährt. Aber damit ist
nicht alles gesagt! Zwar spricht aus seinen Werken die unmittelbarste Verbindung, das
sicherste Verstehen und Wissen, die wahlverwandte Liebe zu seiner Umgebung, der
Natur und den Geschöpfen, die um ihn sind; aber die Anekdoten und Schrullen, durch
die man sein Leben zu charakterisieren glaubt, haben damit nichts zu tun. Sein Leben
und sein Verhältnis zur Umwelt ist gewachsen auf dem reichen, breiten Boden eines
freien, hochgemuten Herzens, getragen von dem tiefen Sehnen und Streben seines fein-
fühligen Geistes, sein Dasein bestimmt von unermüdlicher Arbeit, seine Arbeit geleitet
von dem Streben nach meisterlichem Können und von der absoluten künstlerischen
Vornehmheit. Selbst wer sich dieser Kunst nur von der stofflichen Seite nähert, wird
hier weder von Enge noch von Romantik und Sentimentalität sprechen dürfen. Auf
seinem großen Stoffgebiet waltet zwar ein ganz eigenes Behagen und ein geruhsamer
Humor, aber niemals die bloße Behaglichkeit und der platte Witz. Und auf der anderen
Seite: So sehr er mit der Natur, ihren Geschöpfen und dem arbeitenden Landvolke
verwachsen ist, so spricht aus seinen Werken doch nie die flammende, fanatische Liebe
zu diesen elementaren Dingen seiner Umgebung (wie etwa bei van Gogh), sondern
auch bei intensivster Empfindung herrscht die Ruhe eines objektiven Interesses, welches
alle Energie in die gehaltene Kraft der Darstellung verlegt. Und so ist es auch nicht
Zufall, daß rein tatsächlich ganz andere Stoffe in seinem Schaffen eine ebenso große
und größere Rolle spielen, als die Darstellungen aus seiner engeren Umgebung. Die
Welt Homers, der Bibel, und der Renaissance ist im gleichen Sinne seine Welt und
seine Heimat, wie jene. Ebenso liegt es mit seinem Verhältnis zur alten Kunst: Nichts
falscher, als ihn wie einen Nachläufer der altdeutschen Kunst im romantischen Sinne
zu betrachten. Dürer, Cranach, die Porträts Holbeins, der altdeutsche Holzschnitt
standen ihm freilich sehr nahe, aber ebenso wichtig waren ihm die großen Äußerungen
der italienischen Renaissance: Masaccio und Donatello, Piero della Francesca,
Mantegna, Michelangelo; und der Antike stand er gleichfalls verständnisvoll und auf-
nahmefähig gegenüber. Bezeichnend ist es, daß die römische Kunst ihm mehr zu sagen
hatte als die griechische; seine besondere Liebhaberei waren antike Münzen und alte
Drucke! Er suchte, wie jeder große Künstler, in der Kunst der Vergangenheit die seinem
künstlerischen Wesen entsprechenden Äußerungen; wie der „modernen" Kunst der
Ausdrucksmiftel der Orient, das frühe Mittelalter, der Barock am meisten „liegen", so
ihm gewisse Epochen der Antike und die Renaissance im Norden und Süden.
Aus dieser Einordnung der Boehleschen Kunst ergeben sich mit Notwendigkeit
bestimmte Maßstäbe für ihre Beurteilung. Eine Darstellungskunst im klassischen Sinne
ist niemals eine „Geschmackskunst" im Sinne der Ausdrucksmittel. Deshalb ist es
von vornherein ein Irrtum, diese Kunst nach geschmacklichen Maßstäben zu bewerten,
wenn dies auch manchem den Zugang zu ihr erschwert oder gar verwehrt. Hiermit
hängt weiter die Beurteilung dieser Kunst unter dekorativ-monumentalen Werten zu-
sammen : Der klassischen Darstellungskunst wohnen stets bestimmte dekorative Wir-
kungen inne; deshalb liegt der Irrtum nahe, hier von „dekorativer Kunst" zu sprechen.
Es handelt sich hier aber nicht um dekorativen Schmuck, sondern um die Gestaltung
der Darstellung: die dekorativen Mittel dienen der Monumentalität der Dar-
stellung. Was bei Boehle Linie, Form, Farbe und Anordnung von einem Gegenstand
nicht alles gesagt! Zwar spricht aus seinen Werken die unmittelbarste Verbindung, das
sicherste Verstehen und Wissen, die wahlverwandte Liebe zu seiner Umgebung, der
Natur und den Geschöpfen, die um ihn sind; aber die Anekdoten und Schrullen, durch
die man sein Leben zu charakterisieren glaubt, haben damit nichts zu tun. Sein Leben
und sein Verhältnis zur Umwelt ist gewachsen auf dem reichen, breiten Boden eines
freien, hochgemuten Herzens, getragen von dem tiefen Sehnen und Streben seines fein-
fühligen Geistes, sein Dasein bestimmt von unermüdlicher Arbeit, seine Arbeit geleitet
von dem Streben nach meisterlichem Können und von der absoluten künstlerischen
Vornehmheit. Selbst wer sich dieser Kunst nur von der stofflichen Seite nähert, wird
hier weder von Enge noch von Romantik und Sentimentalität sprechen dürfen. Auf
seinem großen Stoffgebiet waltet zwar ein ganz eigenes Behagen und ein geruhsamer
Humor, aber niemals die bloße Behaglichkeit und der platte Witz. Und auf der anderen
Seite: So sehr er mit der Natur, ihren Geschöpfen und dem arbeitenden Landvolke
verwachsen ist, so spricht aus seinen Werken doch nie die flammende, fanatische Liebe
zu diesen elementaren Dingen seiner Umgebung (wie etwa bei van Gogh), sondern
auch bei intensivster Empfindung herrscht die Ruhe eines objektiven Interesses, welches
alle Energie in die gehaltene Kraft der Darstellung verlegt. Und so ist es auch nicht
Zufall, daß rein tatsächlich ganz andere Stoffe in seinem Schaffen eine ebenso große
und größere Rolle spielen, als die Darstellungen aus seiner engeren Umgebung. Die
Welt Homers, der Bibel, und der Renaissance ist im gleichen Sinne seine Welt und
seine Heimat, wie jene. Ebenso liegt es mit seinem Verhältnis zur alten Kunst: Nichts
falscher, als ihn wie einen Nachläufer der altdeutschen Kunst im romantischen Sinne
zu betrachten. Dürer, Cranach, die Porträts Holbeins, der altdeutsche Holzschnitt
standen ihm freilich sehr nahe, aber ebenso wichtig waren ihm die großen Äußerungen
der italienischen Renaissance: Masaccio und Donatello, Piero della Francesca,
Mantegna, Michelangelo; und der Antike stand er gleichfalls verständnisvoll und auf-
nahmefähig gegenüber. Bezeichnend ist es, daß die römische Kunst ihm mehr zu sagen
hatte als die griechische; seine besondere Liebhaberei waren antike Münzen und alte
Drucke! Er suchte, wie jeder große Künstler, in der Kunst der Vergangenheit die seinem
künstlerischen Wesen entsprechenden Äußerungen; wie der „modernen" Kunst der
Ausdrucksmiftel der Orient, das frühe Mittelalter, der Barock am meisten „liegen", so
ihm gewisse Epochen der Antike und die Renaissance im Norden und Süden.
Aus dieser Einordnung der Boehleschen Kunst ergeben sich mit Notwendigkeit
bestimmte Maßstäbe für ihre Beurteilung. Eine Darstellungskunst im klassischen Sinne
ist niemals eine „Geschmackskunst" im Sinne der Ausdrucksmittel. Deshalb ist es
von vornherein ein Irrtum, diese Kunst nach geschmacklichen Maßstäben zu bewerten,
wenn dies auch manchem den Zugang zu ihr erschwert oder gar verwehrt. Hiermit
hängt weiter die Beurteilung dieser Kunst unter dekorativ-monumentalen Werten zu-
sammen : Der klassischen Darstellungskunst wohnen stets bestimmte dekorative Wir-
kungen inne; deshalb liegt der Irrtum nahe, hier von „dekorativer Kunst" zu sprechen.
Es handelt sich hier aber nicht um dekorativen Schmuck, sondern um die Gestaltung
der Darstellung: die dekorativen Mittel dienen der Monumentalität der Dar-
stellung. Was bei Boehle Linie, Form, Farbe und Anordnung von einem Gegenstand