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Prévost D'Exiles, Antoine François
Die schöne Griechin: In einer Staats- Liebes- und Helden-Geschichte — Franckfurt, Leipzig, 1749 [VD18 13052756]

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https://doi.org/10.11588/diglit.34866#0054
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46 Lebens, Geschichte
men, und ich hörte hierauf sein Todes-Ur-
rheil aussprechen.
So groß auch meine Schaam wäre,
von einem so strafbaren Vatter gebohren zu
sevn, so würde sie mich doch nicht abgehalten
haben, meine Betrübniß durch Schreien und
Weinen an den Tag zu geben, wann ich nicht
gehöret, daß er den Richter um die Gnade
gebeten, einen Augenblick nur mir ihm in
Geheim zu sprechen, worinnen er ihm auch
willfahrete, und nach diesem sehr gütig gegen
ihn schiene, zum wenigsten hatte er den Vor-
theil davon, daß die Vollziehung seiner
Straffe aufgeschoben, und er dagegen nach
dem Gefängniß wandern muste. Man
schöpfte von diesem Aufschub, der dem Ge-
brauch sonst so sehr zu wieder war, eme gute
Hoffnung. Was mich anlangtZ, so fände
ich bey meinen betrübten Umständen, keinen
bessern Rath vor mich, als nach unserer
Wohnung zurück zu kehren, wo ich das En-
de einer so grausamen Begebenheit abwarten
wolte. Da ich mich aber dem Hauß genähert,
so fände ich vor demselben eine Menge Volcks,
und viele Zeichen einer Grossen Unordnung,
welche mich bewegte nach der Ursache dieses
Tumults zu fragen, ohne daß ich getrauete
weiter fort zu gehen. Zu dem, was ich nur
Leider! schon zu viel wüste, sagte man mir
noch, daß der Gebrauch in der Stadt wäre,
sich, sobald das Todes Urtheil gesprochen,
aller Güter des Verbrechers zu bemächtigen,
 
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