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Prévost D'Exiles, Antoine François
Die schöne Griechin: In einer Staats- Liebes- und Helden-Geschichte — Franckfurt, Leipzig, 1749 [VD18 13052756]

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https://doi.org/10.11588/diglit.34866#0055
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Einer schotten Griechin. 47

und eben diese strenge Gewohnheit vollzohe
man schon an meines Vatters seinen. Meine
Beftürtzung snahme so sehr zu, daß ich die
Kraffts nicht mehr hatte, mich zu verstellen,
wer ich wäre, sondern meine Zuflucht zu ei-
ner Türckischsn Frau nähme, welche ich zit-
ternd beschwüre, mit der unglückseeligm
Tochter des Griechen, welcher alleweil ver-
' urthestet worden, einiges Mitleiden zu haben.
Sie Hube meinen Schleyer auf, um mein
Angesicht zu betrachten, und nachdem sie
vielleicht durch meins Betrübniß gerühret
worden, so nähme sie mit Einwilligung ihres
Mannes mich zu sich in ihr Hauß. Beyde
Krisen mich wohl empfinden, daß sie mir einen
grossen Dienst erzeigten, und die Furcht,
welche mich überfallen, machte, daß ich mir
ihn selbst noch grösser vorstellete; Derohalben
ich auch keinen Anstand nähme, mein gantzes
Schicksaal in ihre Hände zu stellen, und ich
glaubte so gar, daß ich ihnen mein Leben zu
dancken hätte, als sie Sorge davor zu tra-
gen , versprochen. Es bliebe mir nichts desto-
weniger, wie allen andern, noch einige Hoff-
nung übrig, da der Ladr die würckliche Hin-
richtung verschoben; nach einigen Tagen
aber erführe ich, daß solche doch vollzogen
worden.
In einer Stadt, wo ich keine Seele
kennete, hey einem Alter von ungefehr fünf-
zehen Jahren, mit so weniger Erfahrung in
der Welt, und zumghlen durch ein so schimpf-
liches
 
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