DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34866#0218
2io - Lebens - Geschlchte
und nachdem ich mein Gemüth wieder beru«
higt fände, seitdem ich von meiner gehabten
Furcht befreiet war, so hatte ich noch so viel
Kraffts, um meinen Begierden, die Tbcophe
von meinerZärtlichkeit zu unterhalten, Einhalt
zu thun. Jetzo, da ich über das Vergangene
> nachdencke, beurtheile ich vielleicht weit besser,
als damahls/wozu ich geneigt war; es deucht
mir, daß, was ich heimlich wünschte, nichts
anders war, als daß die Theophe einen Tcheil
der Neigung, die ich vor sie hatte, zu mir be-
kommen, oder daß sie mich nur einige Merck-
mahle davon sehen lassen mägte;^dann ich
schmeichelte mir noch, daß ich mehrernAntheil
als sonst jemand auf der Welt an ihrer Gunst
und Gewogenheit hätte: da mich aber meine
Ehre sowohl, als gcthanes Versprechen ab-
hielte, so wollte ich die Besiegung ihres Her-
tzens meiner Verführung nicht zu dancken ha-
ben ; es würde also vor mich nichts glücklicher
gewesen sei-n, als wann sie, was ich so sehnlich
von ihr verlangte, ebenfalls zu wün>
sehen geschienen hätte.
Ende des Erste» Theils.
Lebens-
und nachdem ich mein Gemüth wieder beru«
higt fände, seitdem ich von meiner gehabten
Furcht befreiet war, so hatte ich noch so viel
Kraffts, um meinen Begierden, die Tbcophe
von meinerZärtlichkeit zu unterhalten, Einhalt
zu thun. Jetzo, da ich über das Vergangene
> nachdencke, beurtheile ich vielleicht weit besser,
als damahls/wozu ich geneigt war; es deucht
mir, daß, was ich heimlich wünschte, nichts
anders war, als daß die Theophe einen Tcheil
der Neigung, die ich vor sie hatte, zu mir be-
kommen, oder daß sie mich nur einige Merck-
mahle davon sehen lassen mägte;^dann ich
schmeichelte mir noch, daß ich mehrernAntheil
als sonst jemand auf der Welt an ihrer Gunst
und Gewogenheit hätte: da mich aber meine
Ehre sowohl, als gcthanes Versprechen ab-
hielte, so wollte ich die Besiegung ihres Her-
tzens meiner Verführung nicht zu dancken ha-
ben ; es würde also vor mich nichts glücklicher
gewesen sei-n, als wann sie, was ich so sehnlich
von ihr verlangte, ebenfalls zu wün>
sehen geschienen hätte.
Ende des Erste» Theils.
Lebens-