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Probst, Hansjörg
Seckenheim: Geschichte eines Kurpfälzer Dorfes — Mannheim, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.3000#0290
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der Neckarauer Linie verknüpft werden, auf die ebenfalls ein Konzessionsantrag lief. Sein
Betriebswerk sah Müller in der Höhe der heutigen Pestalozzischule vor. Den Seckenhei-
mer Bahnhof als Endstation wollte Müller bereits hinterm Ort an der Stelle des jetzigen
OEG-Bahnhofes erstellen mit Güterschuppen, Dienstraum und einem Bahnsteig mit zwei-
gleisiger Ausweiche. Müller kam nicht zum Zuge; denn er erlag der Konkurrenz Hermann
Bachsteins, eines finanzkräftigen und erfahrenen Eisenbahnunternehmers, der schon über
ein Dutzend Bahnlinien in ganz Deutschland betrieb. Bachstein hatte schon 1887 die
Lokalbahnstrecke Mannheim-Weinheim eröffnet; 1890 fuhr der erste Zug zwischen Wein-
heim und Heidelberg, im selben Jahr erhielt Bachstein die Konzession für die Strecke
Mannheim-Heidelberg, womit bereits das spätere OEG-Dreieck geschlossen war. Am 6.6.
1891 wurde die Strecke Heidelberg-Edingen und am 13.7.1891 der Streckenabschnitt
Edingen-Mannheim über Neckarhausen und Seckenheim eröffnet. Die gesamte Strecke
hatte die Länge von 55,38 km und durfte auf offenem Feld mit 30 km/h, auf der Land-
straße mit 20 km/h und in Ortschaften mit 7,5 km/h befahren werden. Die Finanzierung
des Bahnbaus hatte ein Konsortium übernommen, das neben Hermann Bachstein die
Bank für Industrie und Handel in Darmstadt und das Bankhaus Karl Ladenburg in Mann-
heim bildeten.

In Seckenheim wurde die Bahn selbstverständlich durch die Hauptstraße geführt, wobei
übrigens damals schon die Verbreiterung der Hauptstraße hinter der Einmündung der
Obergasse (Kloppenheimer Straße) für dringend notwendig erachtet wurde. Für den Bahn-
hof Seckenheim waren zwei Standorte in der Planung: einmal am unteren Ortsende gegen-
über dem Gasthaus „Deutscher Hof" in dem Dreieck zwischen Hochwasserdamm, Haupt-
straße und der Rückseite der Maxauer Straße, wo sich heute die freiwillige Feuerwehr
befindet, und zum anderen im vorderen Teil des Schloßgartens, auf dem Dreieck zwischen
Hauptstraße, Stengelstraße und Ökonomiegebäuden des Schlosses (heute Parkplatz). Da
kam denn auch der Bahnhof hin mit Stationsgebäude, zwei Bahnsteigen und Lagerschup-
pen. Von der Stengelstraße her war das Bahngelände durch eine Verladestraße erschlos-
sen. Noch im Jahre 1891 wurde alles in Betrieb genommen.

Am 11.2.1895 kam es in Darmstadt zur Gründung der Süddeutschen Eisenbahngesell-
schaft (SEG), in die Hermann Bachstein 14 Neben- und Straßenbahnbetriebe einbrachte,
1897 auch die Nebenbahnen Mannheim-Weinheim-Heidelberg-Mannheim, deren Anlage-
kapital sich damals auf 4.136.504,30 Goldmark belief. Die Bahn florierte, so daß bereits
1906 die Gemeinde Edingen vorschlug, die Strecke Mannheim-Heidelberg zu elektrifizie-
ren, was die SEG nicht wollte. Auch bei den ersten Eingemeindungsgesprächen zwischen
Seckenheim und Mannheim im Jahre 1907 spielte dieser Gedanke eine Rolle; denn Secken-
heim wollte Anschluß an die elektrische Straßenbahn, die zweigleisig neben der dampfbe-
triebenen SEG-Strecke hergeführt werden sollte; man erstrebte also eine ähnliche Lösung,
wie sie 1909/10 für Feudenheim durchgeführt wurde. Dem kam aber im Falle Secken-
heims die grundsätzlich andere Stellung Mannheims zur bestehenden Nebenbahn in die
Quere, nachdem am 8.7.1911 unter maßgeblicher Beteiligung Mannheims die OEG
gegründet worden war, in der die Nebenbahnen im Räume Mannheim aus dem Bestand

er SEG zusammengefaßt wurden. In der neuen Aktiengesellschaft waren Mannheim mit
51 %, die SEG mit 26 %, die neue Rheinau-AG mit 11,5 %, die Rheinische Schuckertfa-

nk mit 10>5 % und die Süddeutsche Diskont-Gesellschaft mit 1 % beteiligt. Die Beteilig-
en brachten die im Interessengebiet liegenden Bahnstrecken und die Elektrizitätswerke in
einau und Ladenburg ein. Mannheim hatte nunmehr natürlich keinerlei Interesse an
jlner Straßenbahnlinie nach Seckenheim, die der OEG-Strecke Abbruch tun mußte.

wurde die Strecke Mannheim-Weinheim elektrifiziert, was auch die Heidelberger

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