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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 1): Von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert — Mannheim, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.3002#0054
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Bäuchen. Die Schäden waren verheerend, den Neckarauern war es nur noch gelun-
gen, ihr Vieh auf die Höhe des Relais-Hauses zu retten. Sie baten, nachdem sich das
Hochwasser verlaufen hatte, ihr Vieh in die Wälder der Walldörfer, Plankstädter
und Schwetzinger treiben zu dürfen, da ihre eigenen Wiesen und Weiden völlig ver-
dorben seien.

Am 31. Juli 1789 trat nach langen Regenfällen der Neckar über die Ufer, so daß die
Neckarauer ihr Vieh wieder auf das Hochufer retten mußten. Die Fruchtgarben
schwammen auf dem Wasser umher oder hingen an den Hecken. Sie konnten im-
merhin mit Nachen geborgen werden; deshalb bat die Gemeinde, den Einwohnern
Nachen zu Verfügung zu stellen. In diesem Jahr gab es drei Überschwemmungen.
Der Verlust von Vermögen in der Gemeinde betrug 110 732 Gulden 55 Kreuzern an
Häusern, Früchten und Feldern. Die Gemeinde bat, ihr die Abgaben für das Jahr
1789 zu erlassen.18

Die Hochwasserkatastrophen des 19. Jahrhunderts ereigneten sich in den Jahren
1802, 1816, 1817, 1819, 1820, 1824, 1829, 1845, 1851, 1862, 1872, 1874, 1880 und
1882. 1806 und 1830 waren extrem trockene Jahre mit niedrigem Wasserstand. 1857
konnte man trockenen Fußes auf den Prinz-Karl-Wörth gehen, ebenso 1882 und
1885. In einer Familienchronik der Familie Ludwig Baro und dessen Sohn Heinrich
Baro wird über Witterungsereignisse des 19. Jahrhunderts folgendes berichtet:

1856. Das Jahr war reich an schweren Unwettern. Am 24. Februar abends und mor-
gens am 25. waren zwei schwere Gewitter, die die ganze Erde erzittern ließen. Am
3. Mai gab es starken Schneefall, so daß alle Dächer weiß waren. Am 15. Juni früh
um 8 Uhr war wieder ein schweres Unwetter mit Sturm. Der Sturm stürzte den Neu-
bau Zum Lamm bis auf den ersten Stock ein, desgleichen drei Neubauten im Kap-
pes. Die Frucht im Felde war wie gewalzt nach dem Unwetter und die größten
Bäume der Landstraße entwurzelt.

1857. Von diesem Jahr wird gesagt, daß es sehr trocken war und die Hälfte der Brun-
nen in Neckarau kein Wasser gab. Der Rhein sei so klein gewesen, daß man trocke-
nen Fußes auf das Prinz-Karl-Wörthel gehen konnte. Am Alterswörth war eine
Mauer im Rhein sichtbar: „wahrscheinlich von einem alten Schloß. 1864 blieb es bis
20. März hart gefroren, daß geladene Wagen das Feld trug." Vom Jahr 1865 berichtet
der Chronist, „daß das Jahr sehr kalt bis 30. März war, und der Bahnschlitten gefah-
ren" werden mußte, damit die Leute auf der Straße gehen konnten. Im Jahr 1882
fanden Naturereignisse in größerem Ausmaße statt. Am 15. Februar war der nieder-
ste Wasserstand seit 1808. Alle Brunnen waren ohne Wasser. Der Rhein war so nie-
der, daß man von dem früheren Kastell zu Altrip „Steine nach Mannheim in das Al-
tertumsmuseum bringen konnte". Im Monat Dezember dagegen wird von einem ho-
hen Wasserstand wie im Jahr 1876 berichtet. „Das Hochwasser, das im Dorf Schaden
anrichtete, war Druck (Druckwasser). Als der Neckar fiel, stieg der Rhein, undzwar
26 cm höher als im Jahre 1824, wo er seinen höchsten Wasserstand hatte. In der Nacht
zu Neujahrsmorgen 3 Uhr brach der Rheindamm und das ganze Rheintal stand bis
zum Gebirge unter Wasser. Durch den Dammbruch bei Oppau stürzten 300 Häuser
ein. Die Katastrophe richtete ungeheures Elend an. In Neckarau wurden 11 000 Mark
für die Wassergeschädigten gesammelt. In der langen Kappesgasse (Waldhornstraße)
schwoll ganz besonders das Quellwasser sehr hoch. Abends am 1. Januar 1883 fiel das
Wasser. Die Gefahr für Neckarau war gebrochen. Dieses Jahr war trocken bis zur
Ernte, als die Früchte heim sollten, setzte ein Regen ein, der alle Hoffnung der Ernte
zunichte machte."

Vom Jahr 1884 wird gesagt, daß es sehr trocken und warm gewesen sei. Der Winter
brachte kein Eis, so daß die Bierbrauer ihr Eis aus der Schweiz und von der Nordsee
beziehen mußten. Im Februar 1885 war der Wasserstand der niederste im ganzen
Jahrhundert. Der Winter 1886 war sehr lang noch am 7. März mußte der Bahnschlit-

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