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ten gefahren werden. Die Kälte hielt bis zum 20. März an. 1896 sah Neckarau wieder
Hochwasser, jedoch richtete dieses keinen Schaden an.19

4. Der Schutz gegen Wassernot - Brühle, Deiche, Rheindamm

Die häufigen sich regelmäßig wiederholenden Überschwemmungen erforderten von
allem Anfang an Schutzmaßnahmen nicht nur für den Ortsetter, sondern auch für
das Ackerland, wenn Neckarau Bestand haben sollte. Ein System von Deichen,
Gräben und offen gehaltenen Überschwemmungszonen diente zum Schutz vor
Überschwemmung und dem schnellen Abfluß des ausgetretenen Wassers bei fallen-
dem Rhein und Neckar. Dieses System, das die Dörfer Neckarau und Hermsheim
und ihre Gemarkungen im Überschwemmungsfall zu einer Gruppe von Inseln im
Neckardelta machte, ist das ursprüngliche. Erst im Zuge der Anlage der Festung
Mannheim 1606/07 oder kurz vorher begann man, mit der Aufschüttung des großen
Rheindammes das Wasser auch aus dem nicht eingedeichten, bisher der Über-
schwemmung vorbehaltenen Wiesen- und Weideland auszuschließen.
Dieser große Rheindamm folgte dem Rhein vom Sandbuckel an bis zum Festungs-
glacis von Mannheim, wobei der westliche Teil des Neckarauer Waldes (der heutige
Waldpark) außerhalb des Rheindammes lag und Überschwemmungsgebiet blieb.
Für diese jüngere Phase des Hochwasserschutzes sind die Rheindammakten, die von
1699 an ziemlich vollständig vorliegen, die wichtigsten Quellen. Für das ältere kom-
binierte System gibt es nur in den Urkunden und Berainen indirekte, aber durchaus
genügende Hinweise auf Deiche, Schließen und Gräben. Vor allem aber verraten
die Flurnamen sehr viel.

Künstliche Erdanhäufungen als Hochwasserschutz sind die sogenannten Warften
und Brühle20; beides ist für das Casterfeld belegt: Würfel/Wirbel (Warft) seit 1381
und Brühl seit 1344, mit Brühl wird auch der Bereich um die ehemalige Hermshei-
mer Kirche bezeichnet. Ganz sicher gehen diese künstlichen Hügel und Wälle in die
Karolingerzeit zurück und gehören somit ganz eng zum Ursprung Neckaraus. Neben
diesen alten Bezeichnungen dringt seit dem 16. Jahrhundert die Bezeichnung Deicht
TeichlTeuch vor, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert an die 200mal belegt ist. Die
Deiche können auf Grund dieser zahlreichen Belege genau lokalisiert werden.21 In-
selartig eingedeicht waren:

Das Aufeid:221570 - vbern Awenn vffden Deich; 162012 - bey Brosy gardten gegen
den Teich.

Das Niederfeld mit dem Dorf. Die heutige Maxstraße verläuft auf dem alten Deich,
ebenso die Fischerstraße: 1570-In der Lachen ziehen auffdenn Deich; 162012 - vom
Teich vbern Stollenwürth -grindtgewan beim Teich - vffLohe Teuch - vffden grindt
Teuch — vbern Teuch gegen Gießen -In undern Sandte undt dem Teich; 1663 - Zeunig
Eck gegen den Deich; 1732 - im Zeunig der zweite Vor Deich; weitere Belege 1620/3,
1663,1684,1732,1754.

Mit diesen angeführten Belegen ist der gesamte Innenkreis des Niederfeldes abge-
schritten: vom Dorf über den Zahnig, den Stollenwörth, die Grüngewann und das
Grün, den Gießen, den Untersenn und Im Lohr.

Das Klein- und Großfeld waren gegen den Gießen und den Brückgießen zu abge-
deicht, die höher liegenden Teile nicht: 1570 - der Alment Deich; 1620/2 - St. Mar-
tinsteuch - ziehen naher Rhein (gegen den Rhein zu) uff den Teuch oder Engen Weg
gegen Berg (vom Rhein weg) uff ein Aw-in der Mittelgewann gegen Deich zu - ziehet
gegen der Pfingstweydt gegen den Teich - oberhalb der Pfaffenhecken uff den Teich;
1663 - hinder der Argens gegen Deich - vber Zwerigen (Quer-) Teuch; 1747- uff den

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