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Neckarauer Geschichtsforschung

Die Erforschung der Geschichte und ihre Darstellung ist einerseits die Leistung von
einzelnen Gelehrten, die in Archiven und Bibliotheken die Quellen aufspüren und
erforschen, eine Zusammenschau leisten und den Ablauf der Geschichte darstellen;
andererseits ist jede Darstellung in hohem Maße Gemeinschaftsarbeit, indem jedes
Geschichtswerk auf den Forschungserträgen von Vorgängern und Zeitgenossen be-
ruht. In dem unendlichen Feld der Geschichtsforschung nimmt der eine die Arbeit
da auf, wo sie der andere liegen lassen mußte, führt sie weiter und ist sich dabei be-
wußt, daß auch sein Werk Baustein zukünftiger Forschung ist. Das trifft natürlich
auch auf die Darstellung der Geschichte Neckaraus zu, wo sich seit Anfang unseres
Jahrhunderts eine Forschungstradition entwickelt hat, deren Ergebnisse teilweise
schon veröffentlicht sind. Auch in diese Darstellung der Neckarauer Geschichte sind
Leistungen der Vorläufer eingegangen. Ihnen, den bekannten und vergessenen
Neckarauer Geschichtsforschern, gebührt darüber hinaus noch ein ausdrückliches
Gedenken; denn die bereits 80 Jahre alte Tradition Neckarauer Geschichtsfor-
schung ist selbst ein Teil der Neckarauer Geschichte.

Der erste, der mit einem wissenschaftlich-kritischen Quellenstudium zur Neckar-
auer Geschichte begann, war Friedrich Höflich (19. 6. 1866bisl4.11.1937).Er war
von 1905 bis 1913 evangelischer Pfarrer in Neckarau und hatte vor, eine Geschichte
Neckaraus nach den Quellen zu schreiben. 1908 begann er, im Generallandesarchiv
in Karlsruhe die Neckarauer Akten zu exzerpieren. Seinen ausgeprägten histori-
schen Interessen folgend, wurde er Mitglied des Mannheimer Altertumsvereins, in
dessen Zeitschrift „Mannheimer Geschichtsblätter" er auch schon Ergebnisse seiner
Forschungen veröffentlichte. So schrieb er im Jahrgang 1911 „Der Stengelhof auf
der Rheinau" und im Jahrgang 1912 „Der Neckarauer Wegschnitt". Soweit ich sehe,
liegen in diesen beiden kleinen Aufsätzen seine einzigen Veröffentlichungen vor,
wenig im Vergleich zu dem großen Umfang seiner Exzerpte, von denen nachfolgen-
de Neckarauer Geschichtsforscher profitierten. 1913 wurde er nach Pforzheim ver-
setzt, wodurch zwangsläufig seine Beschäftigung mit der Neckarauer Geschichte ge-
ringer wurde und sehr bald ganz aufhörte. Trotzdem hatte er vor, das begonnene
Werk nach seiner Zurruhesetzung, die im Jahre 1934 erfolgte, zu Ende zu führen.
Deshalb widerstand er allen Versuchen, die damals von den Herausgebern der Nek-
karauer Heimatglocke unternommen wurden, Weiteres zu veröffentlichen. Leider
kam er nicht mehr dazu, sein Vorhaben zu Ende zu bringen. In Freiburg, seinem Al-
terssitz, wurde er 1936 von einem Radfahrer angefahren und erlitt einen Oberschen-
kelhalsbruch, der nicht mehr verheilte. 1937 verstarb er.

Nach seinem Tod übergab seine Witwe Friedrich Bing die Exzerpte, der sie aller-
dings auch nicht mehr verwerten konnte. Friedrich Bing schrieb in der Heimatglok-
ke vom August 1938, also wenige Wochen vor seinem eigenen Tod, über Höflich:
Jetzt, nachdem wir die vielen Abschriften durchgesehen haben, müssen wir beken-
nen, daß Herr Höflich für die Neckarauer Geschichte während seines Hierseins sehr
viel geschichtliches Material zusammentrug. Gar manches ist unter seinen Manuskrip-
ten, was uns noch fehlte, und manches haben wir doppelt. Viele Tag- und Nachtstun-
den waren nötig, um diese Arbeit leisten zu können. Es ist schade, daß es uns versagt
blieb, noch zu seinen Lebzeiten ihm den Dank für seine Arbeit um die Ortsgeschichte

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