Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 1): Von den Anfängen bis ins 18. Jahrhundert — Mannheim, 1988

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.3002#0348
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ser ein Haus unterhalb der Heidelberger Burg an den Pfarrer von Schwetzingen ver-
kaufte.227

In einer Urkunde vom 15. August 1344 wird Heinrich de Wisenburg plebanus (Pfar-
rer) in Neckerauwe als Zeuge angeführt.228 Im selben Jahr erfahren wir aus einer
zweiten Urkunde229 auch den Namen eines Neckarauer Frühmessers. In dieser Ur-
kunde heißt es, daß man sich zusammen mit dem Notar im Hause des ehrenwerten
Mannes Johannes Besserer aus Worms, des Frühmessers im Dorf Neckarau, einge-
funden habe, um die Urkunde auszustellen.

Die Namen weiterer Pfarrer von Neckarau erfahren wir aus dem Umstand, daß sie
im 14. und 15. Jahrhundert als einzige im Dorf Siegelfähigkeit hatten, d. h. ein Sie-
gel führten.230 So siegelte am 26. Januar 1375 der „Pferrer des dorffes zu Necker-
auwe, Heinrich Bether" eine Urkunde über liegende Güter auf der Hermsheimer
Gemarkung.231

Ein weiterer Kaplan einer Neckarauer Pfründe erscheint am 1. Juli 1393 unter den
Zeugen einer Urkunde des Wormser St. Paulus-Stifts. Er nennt sich Anthonius Pis-
catoris (Fischers) Kaplan in Neckarau.232

Am 7. Januar 1403 siegelt wieder der damalige Pfarrer des Dorfes Neckarau, Claus
Beymel, eine Urkunde über Grundstücke in der Hermsheimer Gemarkung.
Am 25. Juni 1426 fand die Aufrichtung eines kaiserlichen Notariatsinstruments „in
dem hauß der wohnung deß bescheidenen herren Niclauß Dyme, pfarerzu neckerau,
wormbsischen bischoftumbs" statt.234 , ■

Die letzte von einem Neckarauer Pfarrer gesiegelte Urkunde, die noch vorhanden
ist, stammt vom 17. November 1464. Der damalige Neckarauer Pfarrer war Paulus
Garnschrag.235 Paul Garnschrag stammte aus Heidelberg und schrieb sich am 22.6.
1437 an der Universität ein. Am 16. Juli 1440 wurde er Baccalaureus. Da Versetzun-
gen bei einem mittelalterlichen Pfarrer nicht vorkamen, weil man ihm die Pfründe
nicht nehmen konnte, ist anzunehmen, daß Paul Garnschrag bald nach 1440 Pfarrer
von Neckarau geworden ist, also 1464 mehr als 20 Jahre lang Pfarrer von Neckarau
gewesen war. Am 20.12.1424 hatte sich bereits ein Peter Garnschrag aus Heidelberg
an der Universität immatrikuliert.236 Dieser war wahrscheinlich ein Onkel von Paul.
Im WS aus dem Jahr 1496 wird von einem Erhardt Nick gesagt, daß er ein ewiges
Licht zu unterhalten habe. Da eine Familie Nick in Neckarau um diese Zeit nicht
nachgewiesen ist, dürfte es sich wohl um den Kaplan einer Neckarauer oder auswär-
tigen Altarpfründe gehandelt haben.

Nach der Erhebungsliste des Gemeinen Pfennigs (1496) waren die Neckarauer
Pfründen mit folgenden Geistlichen besetzt:

plebanus dominus Paulus Bumann - der Ortspfarrer und Leutpriester Herr Paul Bu-
mann -.

capellanus sancte crucis dominus Johannes Sartoris - der Kaplan der Heilig Kreuz-
Pfründe Herr Johannes Sartoris (= Schneider).

capellanus sancti Egydii dominus Quirinus Confrater- der Kaplan der Pfründe des
Hl. Ägidius Herr Quirinus, unser Mitbruder.23

Schließlich ist der Name des Pfarrers aus dem Jahre 1514 überliefert. Der damalige
Neckarauer Pfarrer hieß Christoph Elsässer.238

4.5. Das Interdikt über Neckarau

Anderthalb Züge oder 3/12 des Neckarauer Zehnten waren 1475 an den Ritter und
Marschall Hans von Drode (Dratt) verlehnt worden,239 die vorher die Swenden von
Weinheim besessen hatten. Als Mitinhaber des Großen Neckarauer Zehnten war
Hans von Drode verpflichtet, zusammen mit den anderen Dezimatoren für die Aus-

252
 
Annotationen