Pieter Breughel der Ältere
Als erstes müssen wir eine Begründung geben, warum wir die Schreibweise der anderen
Möglichkeit vorziehen. Breughel selbst wechselte seine Signaturen ohne sichtbare Be-
gründung ; erst gegen Ende seines Lebens kehrte er zu der letztgenannten Schreibweise zurück,
die aus diesem Grund von mehreren Forschern übernommen wurde. Wahrscheinlich hat Breu-
ghel in Antwerpen diesen Namen nach seinem Heimatort erhalten. Noch vor kurzem hat man
angenommen, der Name habe schon zu seinen Lebzeiten als Zuname gegolten, weil Breughel
sich bei seiner Eintragung als Meister 1551 mit «Peeter Brueghels» eingeschrieben habe und
das Endungs-s nur an den Namen seines Vaters angehängt worden sei. Aber zu Anfang des
16. Jahrhunderts waren weder Namen noch ihre Schreibweise festgelegt: z.B. erscheint im Re-
gister der Künstlergilde von Antwerpen zur Zeit Pieter Breughels der Name Jan Mandyn
1530 einmal als Ma(n)dyns, 1533 als Mandin, 1539 Mandyns, 1540 Mandyn und 1544 schieß-
lich wieder als Mandyns geschrieben; oder der Name Pieter Aertsen zum Beispiel wurde 1535
Aertzen und 1546 dann wieder Aertsen geschrieben. Man sollte sich daher hüten, aus der Schreib-
weise Bruegel irgendwelche Schlüsse zu ziehen.
Lodovico Guicciardini nennt in seiner «Descrittione» unseren Maler «Pieter Brueghel de
Breda». Garei van Mander schreibt in seinem «Buch der Malerei» («Schilder-Boeck», also nicht
«Buch der Maler»), verfaßt gegen Ende des 16. Jahrhunderts und gedruckt 1604, der Künstler
sei in einem kleinen Dorf «Breughel» nahe bei Breda geboren, das, so fügt er hinzu, in Brabant
gelegen sei. Man nimmt im allgemeinen an, daß es sich hier um ein Dorf in der Nähe von Breda
im heutigen holländischen Teil von Brabant handelt. Das kann nicht sein, weil in der Um-
gebung dieser Stadt kein Ort zu finden ist, der diesen Namen getragen hat oder haben soll.
Dagegen gibt es an der Ortsgrenze des ehemaligen Herzogtums Brabant, also im heutigen
Belgien, eine kleine Stadt Bree, die in den mittelalterlichen Urkunden Brida oder Breda genannt
wird. In ihrer Nähe liegen zwei alte Dörfer, Grand und Petit Brogel. Zwei ausgezeichnete
Kenner hämischer Ortsnamen, Albert Carnoy und Jan Lindemans, nehmen an, der Name
Brogel stamme aus dem Keltischen und bedeute Wiese und Sumpf; die Aussprache des ersten
Vokals sei meist diphtongiert gewesen. Diese Diphtongierung hat sich in der französischen Form
breuil und der italienischen broglio erhalten. Der Diphtong konnte dagegen nicht in der latei-
nischen Schreibung wiedergegeben werden. Daher ersetzen ihn die lateinischen Texte des
Mittelalters durch ein 0: Brogilium. Die alte hämische Schreibweise schließt sich der lateinischen
an, meist mit einer diphtongierten Aussprache. Im 14. und 15. Jahrhundert schwankte man
noch zwischen und um den Diphtong anzugeben. Diese Unsicherheit hielt sich bis zur
Zeit Pieter Breughels d.Ä.^. Erst seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Schreibweise
dieses Lautes festgelegt. Die beiden Söhne des großen Breughel, Pieter 11 und Jan 1, verwenden
durchgehend die Schreibung Breughel. Dies stimmt mit der Aussprache des Namens in der
Zeit des großen Breughels und mit unserer heutigen überein, während Brueghel oder Bruegel
mit einem gedehnten M eine zu keiner Zeit im Altflämischen vorkommende Aussprache angibt.
Im ganzen erweist sich also Breughel als folgerichtig, wie er sich selbst auch schrieb. Es hätte
außerdem wenig Sinn, den Namen des Vaters anders zu schreiben als den der Söhne, wie man
es hat tun wollen.