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Hämische Form für Maubeuge, ab. 1503 wurde er als Meister in das Register der Künstlergilde
in Antwerpen unter dem Namen <Jennyn van Henegouwe» eingetragen*"?. Dasselbe Register
verzeichnet, daß «Jennyn (Gossart van Maubeuge, Schilder) van Henegouwe» 1303 einen
Gehilfen Hennen Mertens*"" und unter dem Namen «Jan (Gossart van Maubeuge) van
Henegouwe (schilder)» 1307 als zweiten Gehilfen Machiel int Swaenken annahm*"". Danach
schweigen die Archive in Antwerpen über Gossaert, der sich als Maler den kleinen Residenzen
in den Niederlanden anschloß. 1508 begleitete er Philipp von Burgund (den Bastard Philipps
des Guten), Gouverneur des Herzogtums Geldern und der Grafschaft von Zutphen auf einer
Reise nach Rom, die dieser im Aufträge Margaretes von Österreich zu Papst Julius 11. unter-
nahm. Auf dem Wege dorthin passierte Gossaert Verona und Florenz, und der Sekretär Philipps
des Guten, Gerard Geldenauer (Noviomagnus) aus Nijmwegen berichtet, daß er für seinen
Herrn Zeichnungen einiger antiker Monumente angefertigt habe*?". Geldenauer erwähnt außer-
dem noch, Gossaert habe sich 130g bei seinem Gönner in Suibourg in Zeeland niedergelassen
und sei diesem, als er zum Bischof von Utrecht ernannt wurde, als Maler auf das Schloß von
Wijk-bij-Duurstede gefolgt. Gleichzeitig arbeitete Gossaert auch für den Hof der Margarete
von Österreich, mit der er seit 1316 in Verbindung stand. In diesem Jahr erhielt er in Mecheln
eine Zahlung für zwei Porträts der Prinzessin Eleonore, die wir bereits erwähnt haben*?*. 1524.
verbrachte er zwei Wochen in Mecheln, um einige Bilder zu restaurieren*?^. Im selben Jahr
trat er in den Dienst Adolphs van Veere, des Herrn von Zeeland, und ging mit ihm nach
Middelburg. Dort oder in Gent traf er 1328 Christian von Dänemark, der zu dieser Zeit in
Zwynaerde-bei-Gent residierte*?". Kurz darauf könnte er Spanien besucht haben, denn eine
Urkunde von 1332 spricht von einer Rente, die ihm von dem Herzog von Zuniga ausgesetzt
worden war*?*. 1333 Unterzeichnete Jan Gossaert sein Testament und starb in Middelburg vor
dem 11. April 1336*?^.
Dieser in Brüssel arbeitende Künstler steht in der unmittelbaren Nachfolge Jan Gossaerts.
Eine Untersuchung seiner gesicherten Werke kann nur zu der Schlußfolgerung führen, daß
er weder eine große Schöpferpersönlichkeit noch ein so hervorragender Maler war, wie man
aus ihm hat machen wollen. Einerseits ließ er sich allzu schnell in seinem Malstil von den
üblichen Vorstellungen anregen, blieb aber andererseits immer in der Tradition verhaftet. Seine
Herkunft aus dem Kreis der Brabanter Maler verleugnet sich nie; sein Vater Valentin van
Orley arbeitete als Maler in Brüssel und Antwerpen.
Diese Gebundenheit an die Überlieferung zeigt sich ganz offen in dem
T%0772%j MTzzf (Apostelaltar), von dem wir aus Urkunden wissen, daß er für die Kapelle
der Schreiner und Steinmetzen in Brüssel bestimmt war. Das Mittelbild befindet sich heute
im Kunsthistorischen Museum in Wien, die beiden Flügel in den Königlichen Museen in Brüssel.
Das Wiener Bild trägt das Monogramm des Künstlers und sein Wappen. Der Altar ist nicht
datiert, aber stilkritische Vergleiche mit anderen gesicherten Werken des Malers ergeben, daß
es stilistisch völlig seinen ältesten Werken entspricht. Es ist ein rein erzählender Bericht, dessen
Komposition ohne sichtbare Ordnung aufgebaut ist. Die Farbe bleibt matt und ohne größeren
Umfang; die Pinselführung ist zögernd. Der Aufbau der Figurengruppen folgt noch ganz den
Vorbildern des 13. Jahrhunderts. Daneben kündigen sich schon einige für ihn typische Formen
an, die auch in seinen späteren Werken Vorkommen: untersetzte Figuren, runde Kopfformen,
niedrige und gerunzelte Stirnen, seltsame Nasen, halb geöffnete Münder, abgehackte Be-
wegungen.
Bei seinen gewaltigen Architekturen erfand Bernaert van Orley neue Formen. Während
sonst die Hämische Architektur bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts noch in der Nachfolge der
spätgotischen Architektur befangen blieb, löste er sich aus dieser Tradition. Trotzdem darf
man seine Phantasiegebäude nicht klassisch nennen, denn sie gehören weder zur Antike noch
zur italienischen Renaissance. Sie sind ErHndungen des Künstlers nach vielen Vorbildern.
 
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