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4. Münzen
als fraglich ist, ob wirklich Mustermünzen vom Hof an die Münzstätten verteilt
und die Legenden so exakt vorgegeben wurden, wie Garipzanov vermutet.232
4.2.4 Botschaft nach außen
Bisher wurde die Gestaltung der Münzen ausschließlich im Hinblick auf ihre
Botschaft nach innen in den Blick genommen. Die Münzen Pippins gelangten
jedoch durch Handel auch in Gebiete außerhalb des Frankenreichs, wie die
Fundorte eindrücklich darlegen. Dass die Münzen auch als Medium an Men-
schen außerhalb des Frankenreichs gedacht und gestaltet wurden, sei am Bei-
spiel der Denare aus Dorestad illustriert. Die besonders hohe Anzahl gefundener
Denare aus Dorestad, aber auch aus anderen Orten wie Quentovic, deuten auf
eine intensive Münzprägung in diesen Emporia für den Friesenhandel hin.233
Dies legt den Schluss nahe, dass dort in größerem Umfang Münzen von auswärts
(also vor allem friesische Sceattas) in fränkische Denare umgeprägt worden sein
müssen. Auch unter Pippins Nachfolgern Karl dem Großen, Ludwig dem
Frommen und Lothar I. sind außergewöhnlich hohe Fundzahlen einzelner
Emissionen aus Dorestad zu beobachten.234 Dabei darf natürlich nicht vergessen
werden, dass es sich bei den Emporia auch um wichtige Zollstationen handel-
te.235
Im Falle Pippins geht die Anzahl zu einem gewissen Teil auf das Konto des
Überlieferungszufalls, da mehr als die Hälfte der Exemplare in einem Ort,
nämlich in Domburg auf der (Halb-)Insel236 Walcheren in der Scheldemündung
(ca. 160 km westsüdwestlich von Dorestad) gefunden wurde. Am dortigen
Strand wurden von der einheimischen Bevölkerung seit dem 17. Jahrhundert in
232 Garipzanov, Metamorphoses, S. 454.
233 Vgl. Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 327 Nr. 408 (1 Exemplar), Nr. 409 (39 Exemplare). Zu
dem einen Rex Pippinus-Exemplar mit Verweis auf Dorestad gesellt sich ein weiterer Denar, der
2008 in Princes Risborough (Buckingshamshire; EMC Number 2008.0321) gefunden wurde. Den
39 Rex Francorum-Exemplaren sind noch Einzelfunde aus Buren (Prov. Gelderland; 2016;
NUMIS 1129516), Leiden-Roomburg (Prov. Zuid-Holland; 1995; NUMIS 1017282), Katwijk aan
den Rijn (Prov. Zuid-Holland; 2008; NUMIS 1114047) hinzuzurechnen. 2016 ist darüberhinaus in
Dodewaard (Prov. Gelderland; NUMIS 1129517) ein Denar gefunden worden, der in der Ge-
staltung der Vorderseite von Depeyrot Nr. 408 und 409 folgt, auf der Rückseite jedoch R(ex)
P(ippinus) ohne DURSTA an der Seite wie bei Nr. 408 stehen hat. Exemplare dieses Typs wurden
auch in Meldreth (Cambridgeshire; 2013; EMC number 2013.0126), Richborough (Kent; 1986;
EMC number 1986.8719) und Sedgeford (Norfolk; 2009; EMC number 2009.0246) gefunden.
234 Vgl. beispielsweise Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 327 f. Nr. 410 (Karl der Große; 136 Ex-
emplare), S. 328 f. Nr. 411 (Karl der Große; 46 Exemplare), S. 329 Nr. 413 (Ludwig der Fromme, 43
Exemplare), S. 330 Nr. 415 (Ludwig der Fromme, 36 Exemplare), Nr. 416 (Ludwig der Fromme,
60 Exemplare), Nr. 417 (Lothar I., 91 Exemplare), S. 331 f. Nr. 419 (Lothar I., 1087 Exemplare).
235 Vgl. Coupland, Trading Places, S. 211 f., der betont, dass Dorestad und Quentovic zur Zeit
Ludwigs des Frommen zu den bedeutendsten Zollstationen im Frankenreich zählen.
236 Walcheren war bis zu Beginn der 1870er Jahre eine Insel.
4. Münzen
als fraglich ist, ob wirklich Mustermünzen vom Hof an die Münzstätten verteilt
und die Legenden so exakt vorgegeben wurden, wie Garipzanov vermutet.232
4.2.4 Botschaft nach außen
Bisher wurde die Gestaltung der Münzen ausschließlich im Hinblick auf ihre
Botschaft nach innen in den Blick genommen. Die Münzen Pippins gelangten
jedoch durch Handel auch in Gebiete außerhalb des Frankenreichs, wie die
Fundorte eindrücklich darlegen. Dass die Münzen auch als Medium an Men-
schen außerhalb des Frankenreichs gedacht und gestaltet wurden, sei am Bei-
spiel der Denare aus Dorestad illustriert. Die besonders hohe Anzahl gefundener
Denare aus Dorestad, aber auch aus anderen Orten wie Quentovic, deuten auf
eine intensive Münzprägung in diesen Emporia für den Friesenhandel hin.233
Dies legt den Schluss nahe, dass dort in größerem Umfang Münzen von auswärts
(also vor allem friesische Sceattas) in fränkische Denare umgeprägt worden sein
müssen. Auch unter Pippins Nachfolgern Karl dem Großen, Ludwig dem
Frommen und Lothar I. sind außergewöhnlich hohe Fundzahlen einzelner
Emissionen aus Dorestad zu beobachten.234 Dabei darf natürlich nicht vergessen
werden, dass es sich bei den Emporia auch um wichtige Zollstationen handel-
te.235
Im Falle Pippins geht die Anzahl zu einem gewissen Teil auf das Konto des
Überlieferungszufalls, da mehr als die Hälfte der Exemplare in einem Ort,
nämlich in Domburg auf der (Halb-)Insel236 Walcheren in der Scheldemündung
(ca. 160 km westsüdwestlich von Dorestad) gefunden wurde. Am dortigen
Strand wurden von der einheimischen Bevölkerung seit dem 17. Jahrhundert in
232 Garipzanov, Metamorphoses, S. 454.
233 Vgl. Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 327 Nr. 408 (1 Exemplar), Nr. 409 (39 Exemplare). Zu
dem einen Rex Pippinus-Exemplar mit Verweis auf Dorestad gesellt sich ein weiterer Denar, der
2008 in Princes Risborough (Buckingshamshire; EMC Number 2008.0321) gefunden wurde. Den
39 Rex Francorum-Exemplaren sind noch Einzelfunde aus Buren (Prov. Gelderland; 2016;
NUMIS 1129516), Leiden-Roomburg (Prov. Zuid-Holland; 1995; NUMIS 1017282), Katwijk aan
den Rijn (Prov. Zuid-Holland; 2008; NUMIS 1114047) hinzuzurechnen. 2016 ist darüberhinaus in
Dodewaard (Prov. Gelderland; NUMIS 1129517) ein Denar gefunden worden, der in der Ge-
staltung der Vorderseite von Depeyrot Nr. 408 und 409 folgt, auf der Rückseite jedoch R(ex)
P(ippinus) ohne DURSTA an der Seite wie bei Nr. 408 stehen hat. Exemplare dieses Typs wurden
auch in Meldreth (Cambridgeshire; 2013; EMC number 2013.0126), Richborough (Kent; 1986;
EMC number 1986.8719) und Sedgeford (Norfolk; 2009; EMC number 2009.0246) gefunden.
234 Vgl. beispielsweise Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 327 f. Nr. 410 (Karl der Große; 136 Ex-
emplare), S. 328 f. Nr. 411 (Karl der Große; 46 Exemplare), S. 329 Nr. 413 (Ludwig der Fromme, 43
Exemplare), S. 330 Nr. 415 (Ludwig der Fromme, 36 Exemplare), Nr. 416 (Ludwig der Fromme,
60 Exemplare), Nr. 417 (Lothar I., 91 Exemplare), S. 331 f. Nr. 419 (Lothar I., 1087 Exemplare).
235 Vgl. Coupland, Trading Places, S. 211 f., der betont, dass Dorestad und Quentovic zur Zeit
Ludwigs des Frommen zu den bedeutendsten Zollstationen im Frankenreich zählen.
236 Walcheren war bis zu Beginn der 1870er Jahre eine Insel.