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Breternitz, Patrick; Universität zu Köln [Contr.]
Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter (Band 12): Königtum und Recht nach dem Dynastiewechsel: das Königskapitular Pippins des Jüngeren — Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74404#0142
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4.2 Münzen Pippins als Medium

141

großen Mengen Münzen und andere Antiquitäten gefunden.237 Neben mero-
wingischen und karolingischen Denaren wurden auch römische Münzen sowie
Sceattas gefunden. Von den frühen Funden scheint jedoch nur eine Minderheit
dokumentiert worden zu sein, während viele Münzen, wie Op den Velde und
Klaassen vermuten, von Einheimischen an lokale Silberschmiede zur Weiter-
verarbeitung verkauft worden und somit wieder verloren gegangen seien.
Nichtsdestoweniger verzeichnen Op den Velde und Klaassen allein an Sceattas
und merowingischen Denaren mehr als 900 Funde. Ein Teil dieser Münzen
wurde am Strand angespült, ein Teil aber auch in Gräbern mehrerer Friedhöfe
ausgegraben, die bei Niedrigwasser entdeckt worden waren.238 Aufgrund der
zahlreichen Münzfunde in Domburg wird angenommen, dass sich dort ebenfalls
ein Emporium befunden haben müsse.239 Die in Domburg gefundenen Münzen
aus Dorestad deuten also auf einen regen Handel zwischen beiden Emporia
hin.240 Darüber hinaus sind Münzen aus Dorestad in England, den niederlän-
dischen Provinzen Gelderland und Zuid-Holland sowie in Jütland und Köln
gefunden worden. Bei den übrigen Exemplaren ist der Fundort nicht bekannt.241
Aus Dorestad verzeichnet Depeyrot eine Rex Pipinus-Münze und 39 Rex
Francorum-Exemplare.242 Die Vorderseite ist jeweils gleich gestaltet mit dem
Schriftzug M PIPI oder N PIPI. Über dem ersten I befindet sich ein Kreuz und
unter dem Schriftzug eine Streitaxt. Das Kreuz als Zeichen des Christentums ist
auf Münzen Pippins wie auf karolingischen Münzen insgesamt nicht unge-
wöhnlich. Eine Besonderheit hingegen ist die Streitaxt, die unter Pippin einzig-
artig ist.243 Das Motiv scheint für Dorestad sehr bewusst gewählt worden zu sein,
um nach außen, aber auch insbesondere gegenüber den Friesen, sowohl denen,
die unter fränkischer Oberhoheit standen, als auch den selbstständigen Friesen
nördlich der Lauwers die militärische Stärke zu betonen. Und gerade die
Kombination von Kreuz und Axt, von Missionierung beziehungsweise Chris-
tianisierung und militärischem Vorgehen ist im 8. Jahrhundert nicht untypisch,
um den Einfluss der Franken auszuweiten beziehungsweise zu festigen. Es ist

237 Vgl. Op den Velde — Klaassen, Sceattas, S. 3-5. Der älteste Fund ist für den 14. Januar 1647
dokumentiert.

238 Vgl. Op den Velde — Klaassen, Sceattas, S. 3-5. Neben den Friedhöfen sind teilweise auch weitere
Siedlungsreste entdeckt worden.

239 Vgl. Lebecq, Marchands, Bd. 1, S. 142-145; dens., L'emporium. Archäologisch ist eine Besiedlung
in merowingischer und karolingischer Zeit nachweisbar. Vgl. dazu Gräfin von Schmettow,
Domburg. Wie jüngere archäologische Ausgrabungen zeigen ist es in den 830er Jahren in
Domburg zur Anlage von Befestigungsanlagen gekommen, wie sie nicht nur in der Region,
sondern entlang der gesamten Atlantik-/Nordseeküste zum Schutz vor Wikingerangriffen
nachweisbar sind. Vgl. dazu Ufkes, Conclusie, S. 185.

240 Auch wenn Domburg in schriftlichen Quellen nicht als Emporium belegt ist, wird seine Be-
deutung teilweise mit der von Dorestad gleichgesetzt. Vgl. Gräfin von Schmettow, Domburg.

241 Vgl. oben Anm. 233.

242 Vgl. Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 327 Nr. 408 f. Zu weiteren Funden aus England und den
Niederlanden vgl. oben Anm. 233.

243 Die Aussage gilt unter der Prämisse, dass das Zeichen auf einer Münze aus Chartres keine Axt,
sondern ein Schwert ist. Vgl. dazu Depeyrot, Numeraire carolingien, S. 285 Nr. 270B; Breternitz,
Pippins Münzprägung.
 
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