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Quatremère de Quincy, Antoine Chrysostôme
Geschichte Raphael's und seiner Werke: nebst 1 Facsimile — Quedlinburg, Leipzig: Druck und Verlag von Gottfr. Basse, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.59563#0260
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242

Geschichte Raphaels

des Papstes ließ der Cardinal Bembo hier das doppelte Epita-
phium setzen, welches man noch heut zu Tgge dort liest "),
153 Jahre nach Raphaels Tode wollte Carlo Maratte den
Ort seines Begräbnisses durch ein neues Denkmal ehren. Es
konnte Stoff zur Verwunderung geben, wenn eine bloße Inschrift
den Ort bezeichnen sollte, wo die irdischen Reste des größten
Malers ruheten. Hatte man damals gedacht, daß die ungeheure
Kuppel des Pantheons in der Meinung der Menschen einem
ehrenvollen Denkmale gleichkommen würde? Aber die bildliche
Idee eines Pantheons, welche durch eine eitle Nachäfferei des
Heidenthums nachher in einige Länder verpflanzt ist, hatte da-
mals noch keine Geltung bekommen, und diese heidnische Anspie-
lung war den Meinungen der Zeit fremd. Es scheint, daß man
sich damals mit dem religiösen Denkmale begnügen mußte, dessen
Errichtung Raphael in seinem Testamente befohlen hatte, und daß
es in der Ausführung oder Restauration in einer von den Nischen
bestand, die en tsbernsele heißen, mit Säulen und Giebeldach
versehen sind und später in Capellen verwandelt wurden. Hier
erhielt Lorenzo Lotti den Auftrag, die große Statue der heiligen
Jungfrau zu errichten, welche sich über dem Mare erhebt.
Das war also das wahre Denkmal von Raphaels Grabe.
Da es jetzt Vielen unbekannt ist, so ist es ziemlich wahrscheinlich,
daß nach anderthalb Jahrhunderten die Erinnerung daran allge-
mein verloren gegangen war. Um die Wirkung dieser Ver-
geßlichkeit wieder gut zu machen, kam Carlo Maratte auf den
Einfall, eine Büste Raphaels in Marmor in einer der kleinen
ovalen Nischen aufzustellen, welche auf beiden Seiten der Ca-
pelle angebracht sind. Damals verschwand die Grabschrift auf
Maria Bibiena, um der neuen Inschrift Carlo Maratte's Platz
zu machen Raphaels Büste wurde nach seinem Portrait,
wie es in der Schule von Athen vorkommt, in Marmor gehauen.
Der Bildhauer war Paul Nardini.
Man kann mit Recht annehmen, daß, obgleich wir darüber
nirgends den Bericht finden, in der Zeit, wo Carlo Maratte die-
ses kleine ehrenvolle Denkmal Raphael errichtete, die irdischen
OS) S. im Anhänge Nr. 19.
e°) Daselbst Nr. 20.
 
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