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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 4.1924

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Heft 5
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Iwar von Lücken
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https://doi.org/10.11588/diglit.62257#0548
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RUSSLAND

Von
J. v. LÜCKEN
Durch den unwegsamen Pfad,
dort, wo Tausende von Enten plappern,
wo der Teufel wohnt mit den Bekassen,
dort muß ich hindurch,
durch den Sumpf,
ich oder mein Pferd,
wir kommen durch.
Auch durch den Urwald und das Dickicht kann ich langsam
herrliche Erde, grünes Land [hindurch,
du der Hoffnung.
Sanft und gütig seid ihr wie Kinder,
wissend in eurer Unwissenheit Menschliches mehr als
im europäischen Westen wir, die geistig Verarmten.
Wo in die blechernen Metallbüchsen
ein jeder den übrigen Groschen hineinwirft,
und es schüttelt's dann einer
und rühmt sich des gesammelten Reichtums dann.
Auch wenn ihr auf dunklen Pfaden
Grausames schafft mit dem ungebändigten Blute,
auch dann gleicht ihr Kindern ganz.
Und immer, wenn es Kinder treibt zu solchen Dingen,
fand ich es später,
daß ein Erwachsener pflanzete
Furcht oder sonstigen giftigen Samen
in das heilige Leben.
Ach, nun geht ihr wieder
durch Nebel und Verirrung hindurch,
aber schon sehe ich, durch Leiden Läuterung stehet beror.
Und eine Hoffnung bleibt im Herzen mir wohl noch immer,
daß ich dich grüßend wieder betrete,
du Land mit dem herrlichen Grün,
du Land der kindlichen Einfalt,
Rußland, du armes, du heiliges Land.

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