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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 5.1925

DOI Artikel:
Kristeller, Hans: Unbekanntes von Offenbach, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.63706#0189
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Es handelt sich hier um das melodiöse Singspiel „Bavard et Bavarde“, das
später unter dem Titel „Les Bavards“ als Operette in Paris aufgeführt wurde.
Im Kriegsjahre 1917 wurde die Oper übrigens als „Schwätzerin von Saragossa“
durch eine Aufführung am Deutschen Opernhaus zu Berlin der unverdienten
Vergessenheit entrissen. —
Eine Vereinbarung vom 24. August 1865 über Lieferung einer Partitur hat
folgenden Wortlaut:
„. ..D’apres la lettre que vous m’avez ecrite et prdvoyant moi-meme, que
votre piöce des pilules du diable marchera tout l’hiver, je m’engage ä vous
livrer ma partition du 1er au ij.septembre prochain (le bourgeois gentil-
homme) dans les termes de nos conventions . .. mon travail etant dejä trös
avance. La piece devra etre jouee avant la fin de decembre 1866. Veuillez
avoir l’obligeance ä me ratifier par Fournier personnellement cette modifica-
tion ä notre traite . . .“
Die Befürchtungen eines Theaterdirektors über eine etwaige Aufführung
der ihm überlassenen Oper „Barbe-bleue“ durch einen Konkurrenten zerstreute
Jacques durch folgendes interessante Schreiben aus Etretat vom 29. Juli 1866:
„Lieber Freund,
Ihr Brief habe ich erhalten — Ich glaube nicht daß Treumann Blaubart
spielen würde — grade weil ich von ihm vor einigen Tagen Briefe be-
kommen habe wo er mir wegen mein Versprechen gegen ihm über schreibt
u. bemerkt, daß Sie das glück hätten nur gerade Blaubart zu haben — und
er weis auch, und das muß ich Ihnen lieber Freund grade aus bemerken wie
sehr ich blamirte das behandeln ein Stück zu spielen welches der Directeur
nicht vom Compositeur selbst bekommen hat — er würde also Blaubart nicht
spielen da er weis das er nichts mehr von mir bekommen würde, u. es ein
leichtes wäre, die Opera (sollte der Fall sich ja ereignen) au meme moment
in Wien zur Aufführung zu bringen, sobald die erste Vorstellung in Paris
statt gefunden hätte. Drum sein Sie außer Sorge — aber hatten Sie nicht
unrecht, ihm le voyage en chine zu nehmen?
Die Varietös-Oper welche für Sie bestimmt ist, wird prächtig — große
Ausstattung — Sie werden schon im Januar damit heraus können.
Adieu, lieber Directeur, ich werde nach Wien sobald die Ruhe wieder
hergestellt ist. —
Frieden! Frieden! nicht nur unter Kaisern und Königen sondern auch
unter Directoren — das ist mein herzlichster Wunsch. Tausend Grüße
Ihr J. O.“
Die von Offenbach erwähnte „prächtige“ Varietös-Oper ist keine andere als
„La Vie Parisienne“, deren Uraufführung im Theater du Palais-Royal in Paris
am 31. Oktober 1866 erfolgte. —
Daß Jacques trotz allen Entgegenkommens seinen Wert ins rechte Licht zu
setzen wußte, zeigt er durch sein an einen Wiener Theaterdirektor gerichtetes
Schreiben vom 23. Februar 1869:
„Wehrter Directeur,
Spina hat mir geschrieben, daß Sie mich als noch im Rückstände mit diversen
Piecen ansehen und aus unserem Contrakte dieses herleiten — Ich will nicht
unser gutes Einvernehmen stören u. mich in lange Nachrechnungen ein-
lassen aber ich glaube, daß nach Erfolgen wie Helena, Blaubart, Groß-
herzogin ein solches Nachrechnen nicht gut ist. — Ich wünsche aber diese

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