Galerie Flechtheim [Mitarb.]: Der Querschnitt (7.1927)

in welch trauriger und bedauernswerter Art ihr Land hätte davon berührt
werden müssen.
Die Radierungen selbst zeigen den Einfluß vieler bekannter Künstler - —
besonders von Landseer; aber wie in ihrem Leben, so war in ihrer Kunst der
Einfluß eines Mannes vorherrschend, nämlich der des )Prinzen Albert von
Sachsen-Coburg und Gotha, Prinzgemahl ihrer Majestät der Königin. Aber
trotz seines starken Einflusses und des vieler anderer Künstler, findet sich in
den Radierungen der Königin eine nur ihr eigene Besonderheit. Sie ist nicht
bloße Kopistin, sondern künstlerischer Pionier. In „Islay", das vielleicht das
feinste und beredteste ihrer Werke ist, zeigt sie eine solche Stärke der Empfin-
dung und so persönliche Technik, daß es uns berechtigt, ihr Werk dem anderer,
bescheidenerer Künstler, einzuordnen. — Ihre Radierungen von Kopf und Profil
des Prinzgemahls sind ebenfalls Arbeiten von hoher Vollendung. In der Wieder-
gabe ist sowohl Griechisches als auch Byzantinisches, und die ganze Schöpfung
atmet den echten Geist der Romantik.
Nicht weniger interessant, wenn auch traditioneller, sind die gemeinsamen
Arbeiten der Königin und des Prinzgemahls. Hier bewegen sich die roman-
tischen Formen von Kriegern und Königen wie die legendären Gestalten von
W. B. Yeats durch den sanften Nebel der Antike. Keltisches, sowohl wie
Germanisches liegt in dem Romantizismus dieser frappierenden Formen. Die
Stuarts sprechen aus ihnen so deutlich wie die Welfen.


Islay, gezeichnet von der Königin Viktoria von England, radiert vom Prinzen Albert

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