Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 9.1929

DOI Artikel:
Schulenberg, Thisa v.: Wallenstein und Kloster
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.71261#0685

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Tosca Taesler

WALLENSTEIN IM KLOSTER
Von
THISA v. SCHULENBURG
Ich war im Kloster. Lacht nicht, es ist wirklich wahr, es war sogar sehr schön.
Man ist als Backfisch entweder Landsknecht oder feines Püppchen, wir waren
Landsknechte. Ist es nicht ein Experiment, Kinder, die in den Jahren jungen
Tieren gleichen, zusammenzusperren auf einen Haufen, wo sie hocken, gehemmt
von innen, gebunden von außen. Da muß es doch platzen gleich einer Bombe,
dies Temperament, dies Unreife, Ungare, in bizarrsten Formen muß es sich ver-
spritzen. Verstecke gibt es und Heimlichkeiten, in die sich solch Stück Mensch
zurückzieht. Mag das Leben noch so geregelt und geordnet sein, kraft der
Natur, die stärker ist als alle Regeln, bricht das Eigenleben sich einen Weg; ist es
kein breiter Weg, kein Strom, nun, so sind es viele kleine Kanäle.
Da gibt es Schlupfwinkel, die kein anderer kennt, tausend Möglichkeiten, die
Gesetze zu umgehen. Man muß geschickt sein, wie ein Fuchs, wie ein wildes Tier
Instinkt haben, heimlich sein wie ein Indianer. Nur schweigen. Mauern sind um
uns herum, richtige Mauern, ohne „Erlaubnis“ darf keiner hinaus. Das Wort

765
 
Annotationen