Problemen, die es nicht ausschöpfen kann. Die Bemühungen sind da. Es ist noch
sehr viel zu tun. Das weiß niemand besser als der Rundfunk selber.
Im Anfang war die Langeweile. Legionen Gurken wurden eingelegt. Es ist
klar, daß sie noch nicht alle verbraucht sind.
*
Dolbin Dr. Hans Flesch
Die Rundfunk-Nichthörer kann man, ohne daß es Freude macht, in viele Kate-
gorien einteilen. Eine ganz kleine ist sehr ernst zu nehmen. Von der soll hier nicht
gesprochen werden.
Von allen anderen ist
nur eine interessant.
Sie besteht aus Leuten,
die den Rundfunk
ästhetisch ablehnen
und zurUnterstützung
ihrer Theorie Beispiele
heranziehen, wie sie
„ein paarmal bei Be-
kannten gehört ha-
ben" und wie schreck-
lich das gewesen sei.
Natürlich war das
schrecklich. Sie ge-
rieten einmal in Wirt-
schaftsmeldungen, ein
andermal in dem
Wetterbericht hinein,
und gewiß blieben
ihnen auch die Gurken
nicht erspart. Ihr Ur-
teil gleicht dem eines
Mannes, der zufällig
nur die „Akademi-
schen Nachrichten",
„Notizen vom Kunst-
markt", „Mosaik"
und „Aus der Gesell-
schaft" als Aus-
schnitte einer Zeitung
gelesen und hieraus
auf die geistige Hal-
tung des Feuilletons
Schlüsse ziehen will.
Der innere Grund
aber, weshalb sie sich
nicht einmal eine Dar-
bietung, die sie per-
sönlich interessieren
könnte,aussuchen und
anhören, (wenn Stra-
winsky dirigiert, oder
wenn Gottfried Benn
spricht, wenn die
Ehlers spielt, wenn
eine bezaubernde ver-
gessene Offenbach-
Operette gesendet
wird usw...) ist ein
anderer : Rundfunk
hört man zu Hause
und allein. Niemals ist
man dabei in großer
Öffentlichkeit wie bei
einer Premiere,wie bei
der Eröffnung der
Rembrandt - Ausstel-
lung. Wozu sich also
die Mühe geistiger
Aufnahme machen?
(Nach demSatz :,Nicht
mitzuerleben, mit dabei zu sein bin ich da.') Ihr Wahlspruch ist: „Radio, ja —
unsere Dienstboten haben einen Apparat." Ich bin damit sehr einverstanden, denn
auch die versnobtesten Herrschaften haben bisweilen in ihrem Personal Men-
schen, für die allein zu arbeiten sich verlohnt.
Toscanini dirigiert ein einzigesmal die „Aida" in der Berliner Staatsoper.
Nicht mehr vor ein paar Fräcken, sondern vor Millionen. Was bedeuten da die
paar übriggebliebenen Gurken?
247
sehr viel zu tun. Das weiß niemand besser als der Rundfunk selber.
Im Anfang war die Langeweile. Legionen Gurken wurden eingelegt. Es ist
klar, daß sie noch nicht alle verbraucht sind.
*
Dolbin Dr. Hans Flesch
Die Rundfunk-Nichthörer kann man, ohne daß es Freude macht, in viele Kate-
gorien einteilen. Eine ganz kleine ist sehr ernst zu nehmen. Von der soll hier nicht
gesprochen werden.
Von allen anderen ist
nur eine interessant.
Sie besteht aus Leuten,
die den Rundfunk
ästhetisch ablehnen
und zurUnterstützung
ihrer Theorie Beispiele
heranziehen, wie sie
„ein paarmal bei Be-
kannten gehört ha-
ben" und wie schreck-
lich das gewesen sei.
Natürlich war das
schrecklich. Sie ge-
rieten einmal in Wirt-
schaftsmeldungen, ein
andermal in dem
Wetterbericht hinein,
und gewiß blieben
ihnen auch die Gurken
nicht erspart. Ihr Ur-
teil gleicht dem eines
Mannes, der zufällig
nur die „Akademi-
schen Nachrichten",
„Notizen vom Kunst-
markt", „Mosaik"
und „Aus der Gesell-
schaft" als Aus-
schnitte einer Zeitung
gelesen und hieraus
auf die geistige Hal-
tung des Feuilletons
Schlüsse ziehen will.
Der innere Grund
aber, weshalb sie sich
nicht einmal eine Dar-
bietung, die sie per-
sönlich interessieren
könnte,aussuchen und
anhören, (wenn Stra-
winsky dirigiert, oder
wenn Gottfried Benn
spricht, wenn die
Ehlers spielt, wenn
eine bezaubernde ver-
gessene Offenbach-
Operette gesendet
wird usw...) ist ein
anderer : Rundfunk
hört man zu Hause
und allein. Niemals ist
man dabei in großer
Öffentlichkeit wie bei
einer Premiere,wie bei
der Eröffnung der
Rembrandt - Ausstel-
lung. Wozu sich also
die Mühe geistiger
Aufnahme machen?
(Nach demSatz :,Nicht
mitzuerleben, mit dabei zu sein bin ich da.') Ihr Wahlspruch ist: „Radio, ja —
unsere Dienstboten haben einen Apparat." Ich bin damit sehr einverstanden, denn
auch die versnobtesten Herrschaften haben bisweilen in ihrem Personal Men-
schen, für die allein zu arbeiten sich verlohnt.
Toscanini dirigiert ein einzigesmal die „Aida" in der Berliner Staatsoper.
Nicht mehr vor ein paar Fräcken, sondern vor Millionen. Was bedeuten da die
paar übriggebliebenen Gurken?
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