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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 12.1932

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Land, Gregor: Verteidigung der Bilderfälscher
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https://doi.org/10.11588/diglit.73728#0485

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strafen — das ist Sache des
Gerichts — sondern um
ihm Ehren zu erweisen, ihn
mit Geld und Ruhm zu
überschütten, ihm ein Wei-
terschaffen unter den gün-
stigsten Bedingungen zu er-
möglichen. Man sollte sich
um die Begnadigung des
Fälschers,seiner hohen künst-
lerischen Verdienste wegen,
bemühen; man sollte seine
Existenz sicherstellen, damit
er sich der Kunst widmen
kann, ohne jemals wieder
zur Fälschung seine Zu-
flucht nehmen zu müssen.
Eine Quelle der Freude
sollte er für uns sein.
Vielleicht aber kann man


Rudolf Großmann

einen großen Maler nach- — Ich halte das Bild für einen echten De la Faille
ahmen, ohne selber ein sol-
cher zu sein?
Man bedenke jedoch, daß auch der Künstler, der als Vorbild dient, sich selber
unzählige Male „kopiert" - — - sonst gäbe es ja gar keine Möglichkeit festzustellen,
ob ein Bild von van Gogh oder einem andern ist. Sagt man doch nur dann
von einem Maler, daß er sich wiederholt, wenn er es selten tut; wiederholt er
sich fortwährend, dann heißt es, er habe einen persönlichen Stil. Die Nach-
ahmung als wertlos bezeichnen, heißt anerkennen, daß der Künstler nur bei der
ersten — eben darum unvollkommenen — Offenbarung seines Stils, seiner
Meisterschaft, groß ist. Später kopiert er sich ein über das andere Mal, nicht
viel anders, als es der Fälscher seiner Werke tut. Vom Rechtsstandpunkt aus
ist der Unterschied gewaltig; ästhetisch aber ist der Maler, der sich auf
eine ganz bestimmte Manier festgelegt hat, um nichts bedeutender als sein
Nachahmer.
Er ist allerdings glücklicher, denn er ist freier, er kann seine Manier fallen lassen,
er kann sich wandeln - — - der arme Nachahmer ist ein für allemal gebunden.
Bleibt aber der freischaffende Künstler trotzdem seiner Manier treu, so bedeutet
das, daß sie ihm innere Schranken setzt; der Fälscher hingegen ist nur von
außen her gebunden und darum innerlich vielleicht freier und reicher als sein
Vorbild.
Gebt dem armen Fälscher van Goghs die Möglichkeit des freien Schaffens —
vielleicht wird einmal ein berühmter Maler aus ihm, von andern sehnsuchtsvoll
kopiert ...
Vor seinen Wechseln allerdings nehme man sich in acht. Was hat das aber
mit seinen Bildern zu tun?

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