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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 12.1932

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Marginalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.73728#0554

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VICTOR WITTNER:

Der Mann zwischen
Fenster und Spiegel
Leinen RM 4.10
Gedichte, die mir durch ihre lie-
benswürdige und eindringliche
Neuheit, ihre frische und zarte
Kraft eine sehr glückliche Stunde
bereiteten. Ich glaube, ihr Klang
ist mir der liebste in aller jüng-
sten Lyrik, und er ist ein ganz
eigener. Thomas Mann
„Die geographischen Lieder", das
ist ein Wort! Der junge Goethe
hätte gejauchzt! &„„s ^
in Velhagen & Klasings Monatsheften
Dieser stark realistischen Persön-
lichkeit ist jeder Feuilletonismus
fremd. Ganz neu ist daher auch
seine Dichtkunst. D„ Zwiebelfach
Er ist amüsant und graziös, ohne
flach zu werden. Solche Lyrik
können auch Männer lesen.
Deutsche Zeitung Bohemia
Früher erschien:
Sprung auf die Straße
Kartoniert RM 3.—
Victor Wittner muß man so liebe-
reich willkommen heißen wie den
jungen Werfel, als er uns seinen
„Weltfreund" zutrug.
Prof. Ferdinand Gregori in der „Literatur"

PAUL ZSOLNAY VERLAG

BERLIN UND WIEN


Bach auf Platten
Von Hans Reimann
Johann Sebastian Bach — am 21. März
1685 zu Eisenach geboren, als zehnjährige
Waise nach Ohrdruf verschlagen und mit
15 nach Lüneburg —, schon als junger
Organist die Gemeinde durch erstaunliche
Improvisationen verblüffend und die Aku-
stik eines Gotteshauses intuitiv erfassend
— mit der Technik des Orgelbaues aus dem
Effeff vertraut —, beim Abspielen sämtliche
nebeneinander gelagerten Stimmen zusam-
menfassend (wie außer ihm allenfalls
Mozart) und über die Orgelpedale jagend,
als seien ihm beschwingte Füße zu eigen
— von 1703 bis 1707 in Arnstadt — bei
Buxtehude in Lübeck zu Besuch — 1708 in
Weimar (5000 Einwohner) — 1717, an
einem Septemberabend, in Dresden kontra
Jean Louis Marchand: Geburtstag der
neuen deutschen Kunst — berühmt als
Orgelvirtuos, doch keineswegs als Kompo-
nist — von 1717 bis 1723 in Köthen (1719
erschien Defoes „Robinson") — brachte im
Mai 23 bei der Uebersiedlung nach Leipzig
295 Kantaten mit und schrieb in den fol-
genden zwanzig Jahren (bis 1744) etwa
265 Stück, also pro Monat eine Kantate —
hauste in ungesunder, muffiger Wohnung
(acht Söhne aus zweiter Ehe siechten dahin)
— schleppte neben beruflichem Aerger
schwere Sorgenlast ob zweier mißratener
Söhne — mußte sich schikanieren lassen
von den Herren Stadtvätern, die da fan-
den, er leiste Mangelhaftes, und der Hun-
gerlohn bedürfe der „Verkümmerung" —
schrieb und lehrte, arbeitete und orgelte —
tat am 28. Juli 1750 ein Viertel vor neun
Uhr abends den letzten Schnaufer — ward
im Eichensarg beerdigt hinter der östlichen
Stadtmauer — erhielt keinen Grabstein,
und erst ein Jahrhundert später (1850 er-
folgte die Gründung des Bach-Vereins) eine
Gedenktafel, jedoch an falscher Stelle —
mußte am 22. Oktober 1894 die Ex-
humierung seiner Gebeine dulden, für deren
Echtheit keine Garantie übernommen wird
— und als man ihn auf der Höhe seines
Schaffens um das Geheimnis der eigenen
Meisterschaft befragte, gab er in einer mit-
nichten aus Arroganz, sondern aus Gott
geborenen Bescheidenheit zur Antwort:
„Das ist eben nichts Bewunderungswürdi-
ges. Man darf nur die rechten Tasten zu

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