Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 12.1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.73728#0557
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Seiffert, Hans: Weltreligion des 20. Jahrhunderts: aus einem Werk des 120. Jahrhunderts
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v. Schauroth
Weltreligion des 20. Jahrhunderts
Aus einem Werk des 120. Jahrhunderts
Mitgeteilt von
Hans Seiffert
Das den europäisch^amerikanischen Kulturkreis jener Epoche beherrschende
Religionssystem war nicht, wie man bisher annahm, das Christentum. Sowohl
bei den Gebildeten wie auch in der breiten Masse verlor es ständig an Boden, um
endlich durch eine neue religiöse Bewegung völlig verdrängt zu werden. Diese
neue Weltreligion — wir bezeichnen sie mit ihrem damals in alle europäische
amerikanischen Sprachen übernommenen, ursprünglich angelsächsischen Namen
— hieß : Sport.
Wesentliches Kennzeichen einer neuen Religion ist stets ein neu aufkommendes
Symbol. Nun ist es überaus interessant zu beobachten, wie das noch im ganzen
neunzehnten Jahrhundert herrschende Kreuz^Symbol mehr und mehr verschwindet,
wie auch die für kurze Zeit in einigen Gegenden zur Blüte gelangten Symbole
Sichel, Hammer, Hakenkreuz sich nicht lange behaupten, sondern einem neuen
Symbol weichen müssen. Dieser neue Gegenstand des Kults und der Verehrung
ist der Ball. In seiner Kugelgestalt galt er offenbar als Sinnbild des im Endlichen
beschlossenen Unendlichen, als Sinnbild auch einer vollkommenen Form, der
— um einen damals häufig verwendeten Ausdruck zu gebrauchen — Höchstform.
In ihrer absoluten Formgeschlossenheit beweist die Kugelgestalt des Balles, des
hauptsächlichsten Kultgegenstandes, ebenso auch den durchaus diesseitigen
Charakter der SporüReligion.
Die Ausgrabungen an den alten europäisch^amerikanischen Kulturzentren
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