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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 12.1932

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Marginalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.73728#1085

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Das Paar im Hotel

Von einem
Die Arbeit ist schwieriger geworden
bei uns. Denn man kann die Gäste
nicht mehr wie früher nach gewissen
Aeußerlichkeiten beurteilen. Wenn
früher ein Paar erschien, das keine
Ringe trug, so wußte man jedenfalls
mit Sicherheit: die beiden sind nicht
verheiratet. Wenn sie welche trugen,
dann wußte man zwar auch nicht Be-
scheid; aber jetzt haben die verheirate-
ten Männer überhaupt keine Eheringe
mehr. Die Frauen ahmen diese mo-
derne Sitte immer häufiger nach. In
einem Hotel, das auf seinen guten Ruf
hält, muß aber der Portier nach wie
vor darauf achten, daß die Paare, die
sein Haus beehren, auch wirklich Ehe-
paare sind. Da kann man nicht groß-
zügig sein — schon mit Rücksicht auf
die anderen Gäste.
Es gibt natürlich für einen erfah-
renen Hotelportier Kennzeichen, an
denen er genau merkt, mit wem er
es zu tun hat. Vor allem ist es die
Frau, die ihm da — unfreiwillig —
Tips gibt. Die unverheiratete Frau,
die mit einem Herrn erscheint, ist
immer etwas unsicher. Sie sieht auf
den Boden, hält sich sehr zurück und
will möglichst schnell aus dem Vestibül
fortkommen. Der richtige Ehemann
aber, der fragt wohl nach dem Zimmer-
preis, nach der Lage und so weiter,
während der andere das nicht für so

Portier
wichtig hält. Am Gepäck kann man
gewöhnlich nichts merken. Herrschaften
ohne Gepäck nehmen wir überhaupt
nicht. Gleich nach dem Eintreffen der
Gäste geht der Hausdiener zum Bahn-
hof und holt die Sachen ab, und den
Gepäckschein bekommen wir ja sofort.
So ist Vorsorge getroffen, daß keine
unerwünschten Gäste aufgenommen
werden. Wenn schließlich einmal ein
Paar erscheint — bei uns kommt das
ja kaum vor —, wenn also ein Paar
eintrifft, das wir nicht aufnehmen
können, dann sind eben leider, leider
alle Zimmer besetzt. Das geht sehr
höflich und glatt, niemand merkt es,
nicht einmal die Leute selbst kommen
auf die Idee, daß sie unerwünscht sind.
Peinlich ist es, wenn zum Beispiel
ein feiner älterer Herr mit einem
jungen Mädchen absteigt. Es kann
natürlich durchaus die Tochter sein,
aber was, wenn doch nicht? Da kommt
es eben sehr auf die Geistesgegenwart
des Portiers an, der ja oft in wenigen
Sekunden seine Entschlüsse fassen muß.
Nachher ist er dann noch dem Chef
unter Umständen Verantwortung
schuldig, und wenn etwas schiefgegan-
gen ist, dann bekommt er natürlich die
Schuld.
Ja, Hotelportier sein ist schon noch
etwas anderes, als aufzuschreiben, wann
Herr Sowieso geweckt werden will.


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