einer besonders tiefen sozialen Haltung ent-
springen müsse, so ist er doch ein Symptom
dafür, wie sehr sich der Widerwille einer
jungen und reinen Generation gegen das
behauptete Edelmannstum ihrer Väter zu
regen beginnt, das vielfach nur noch dazu
diente, den nacktesten opportunistischen
Geschäftssinn ein wenig zu verbrämen.
Aber auch schon in minder krassen Fällen
zeigt sich gerade im Adel bei der Auflehnung
der Söhne gegen ihre Väter der Gedanke,
daß die Jugend eine Einreihung in die de-
mokratische Front durchaus nicht als ein
Überbordwerfen aller Traditionen empfin-
det, sondern daß sich dies für sie gerade
aus einem wirklichen Empfinden für die
Gesetze des Standes ergibt.
Diese Revolution, die sich heute inner-
halb des Adels abspielt, ist deshalb von so
weittragender Bedeutung, weil auch von
Hans Aufseeser
„Lieber Graf, ich bin ja nur eine
arme Prinzessin, unsre Dynastie ist von
der Republik verstoßen..."
„Wurden Hoheit noch nicht aufge-
wertet...?"
einem streng marxistischen Standpunkte aus die Erwartung berechtigt ist, daß aus
der Mitte des Adels einige kommen werden, die sich zu Kündern einer ganz neuen
Epoche gestalten. Auch für ihn kann es sich in dieser Zeit der allgemeinen Wand-
lung daher nur um das eine handeln: daß er die Stunde rechtzeitig erkennt, in der
er zu neuer Arbeit berufen wird. Läßt er sie ungenützt verstreichen, oder versinkt
er weiter in die Gesetzmäßigkeiten anderer Stände, die ihm im Innern fremd sind,
so übernimmt er ihren Inhalt und ihr Schicksal, und er vernichtet seine Mög-
lichkeiten, die ihm die Zukunft zu bieten vermag. Das Wort, aus dem jenes Reich
groß wurde, in dem der Adel seinen Sinn empfing, war „Dienst", und nur dieses
wird ihn in unseren Tagen zur Erkenntnis der neuen Gesetzmäßigkeiten befähigen.
Weite Schichten des Adels werden allerdings nie mehr imstande sein, aus ihrer
Vermorschung und Verkalkung herauszugelangen, aber auf die kommt es auch gar
nicht an. Die Entwicklung wird über sie hinweggehen, wie sie stets über alles hin-
wegging, was seine Daseinsberechtigung verloren hatte. Ebenso sicher aber dürfte es
sein, daß die neuen Keime, die unter dieser absterbenden Hülle ruhen, viel und
konzentrierte Kraft in sich bergen. Gelingt es ihnen erst, sich gegen alle Hemmungen
durchzusetzen, die ihnen von den ergrimmten Alten entgegengestellt werden, so
erscheint es nicht ausgeschlossen, daß aus ihnen so manche kulturelle und politische
Werte entstehen können, deren Inhalt nur aus der Umwandlung des Erbes zu
deuten ist, das einstmals ausschließlich durch das Blut bedingt war, das aber heute
auf der freiwilligen Einordnung in die Lebensgesetze der abendländischen Völker-
gemeinschaft ruhen muß, um wahrhaft lebendig zu sein.
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springen müsse, so ist er doch ein Symptom
dafür, wie sehr sich der Widerwille einer
jungen und reinen Generation gegen das
behauptete Edelmannstum ihrer Väter zu
regen beginnt, das vielfach nur noch dazu
diente, den nacktesten opportunistischen
Geschäftssinn ein wenig zu verbrämen.
Aber auch schon in minder krassen Fällen
zeigt sich gerade im Adel bei der Auflehnung
der Söhne gegen ihre Väter der Gedanke,
daß die Jugend eine Einreihung in die de-
mokratische Front durchaus nicht als ein
Überbordwerfen aller Traditionen empfin-
det, sondern daß sich dies für sie gerade
aus einem wirklichen Empfinden für die
Gesetze des Standes ergibt.
Diese Revolution, die sich heute inner-
halb des Adels abspielt, ist deshalb von so
weittragender Bedeutung, weil auch von
Hans Aufseeser
„Lieber Graf, ich bin ja nur eine
arme Prinzessin, unsre Dynastie ist von
der Republik verstoßen..."
„Wurden Hoheit noch nicht aufge-
wertet...?"
einem streng marxistischen Standpunkte aus die Erwartung berechtigt ist, daß aus
der Mitte des Adels einige kommen werden, die sich zu Kündern einer ganz neuen
Epoche gestalten. Auch für ihn kann es sich in dieser Zeit der allgemeinen Wand-
lung daher nur um das eine handeln: daß er die Stunde rechtzeitig erkennt, in der
er zu neuer Arbeit berufen wird. Läßt er sie ungenützt verstreichen, oder versinkt
er weiter in die Gesetzmäßigkeiten anderer Stände, die ihm im Innern fremd sind,
so übernimmt er ihren Inhalt und ihr Schicksal, und er vernichtet seine Mög-
lichkeiten, die ihm die Zukunft zu bieten vermag. Das Wort, aus dem jenes Reich
groß wurde, in dem der Adel seinen Sinn empfing, war „Dienst", und nur dieses
wird ihn in unseren Tagen zur Erkenntnis der neuen Gesetzmäßigkeiten befähigen.
Weite Schichten des Adels werden allerdings nie mehr imstande sein, aus ihrer
Vermorschung und Verkalkung herauszugelangen, aber auf die kommt es auch gar
nicht an. Die Entwicklung wird über sie hinweggehen, wie sie stets über alles hin-
wegging, was seine Daseinsberechtigung verloren hatte. Ebenso sicher aber dürfte es
sein, daß die neuen Keime, die unter dieser absterbenden Hülle ruhen, viel und
konzentrierte Kraft in sich bergen. Gelingt es ihnen erst, sich gegen alle Hemmungen
durchzusetzen, die ihnen von den ergrimmten Alten entgegengestellt werden, so
erscheint es nicht ausgeschlossen, daß aus ihnen so manche kulturelle und politische
Werte entstehen können, deren Inhalt nur aus der Umwandlung des Erbes zu
deuten ist, das einstmals ausschließlich durch das Blut bedingt war, das aber heute
auf der freiwilligen Einordnung in die Lebensgesetze der abendländischen Völker-
gemeinschaft ruhen muß, um wahrhaft lebendig zu sein.
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