Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 12.1932

DOI article:
Frischauer, Paul: Der Lausbub Beaumarchis
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73728#0285

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

George Grosz

— Jetzt ist Goethe schon hundert Jahre tot...
— Was wollen Sie? Der Mann hat ja schließlich auch über 80 Jahre gelebt!

tragen", schrieb Beaumarchais seinem Neffen, den er Steuben als Begleiter mit-
gegeben hatte: „Ruhm für den General und Geld für mich."
Aber die Unternehmung brachte erst seinen Erben Gewinn, das heißt, soweit
es auf die Zahlungen der U.S.A. ankam. Er selbst hatte durch die Subventionen
der französischen Regierung sein Schäfchen ins trockene gebracht.
Als Kriegslieferant, Politiker, Dramatiker, Holzindustrieller, Uhrmacher,
Harfenist und weiß Gott was noch hatte er sich schon betätigt. Jetzt wurde er
Verleger, kaufte die Manuskripte Voltaires um einen ungeheuren Preis an,
errichtete Papiermühlen, Druckereien und gab das gesammelte Werk heraus.
Man rechnete nach, daß er bei diesem Unternehmen ungeheure Summen verloren
habe. Er selbst sagte: „Mein Schaden beträgt eine Million, aber Millionen haben
davon Nutzen."
Die Revolution bricht aus. Beaumarchais wird verhaftet. Schon sitzt er unter
den der Guillotine Geweihten. Um die anderen bemühten sich Freunde ver-
gebens, ihn holt ein Feind heraus und rettet ihn vor dem Scharfrichter. Während
die Köpfe fielen, ergab er sich in England der Muße. Das war für ihn die Mög-
lichkeit, unabgelenkt vom Vielerlei des äußeren Lebens zu schreiben. Man läßt
ihn nach Paris zurück. Man sollte glauben, daß der bald Siebzigjährige nun müde
ist. Aber er hatte schon früher gesagt: „Ma vie est un combat." Schlag auf Schlag!
Und er kämpft tatsächlich so lange, bis ihn der letzte Schlag in der Nacht vorn
18. auf den 19. Mai 1799 dahinraffte.

191
 
Annotationen