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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 12.1932

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Polgar, Alfred: Der Sport und die Tiere
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https://doi.org/10.11588/diglit.73728#0568

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Der Sport und die Tiere
Von
AIfred Polgar
In jedem Zweig des Sports, soweit dieser nicht zu seiner Ausübung eigener Geräte
bedarf, erscheinen auch die besten menschlichen Leistungen kümmerlich,
verglichen mit jenen der Tiere. Die Tiere sind großartige Sportler; vor dem, was
sie auf sportlichem Gebiet zuwege bringen, können wir uns verstecken.
Zum Beispiel ist das Schwimmen der Fische, das kann man wohl sagen, über
jedes Lob erhaben. Ihre Schwimm/Methoden sind vollkommen, ihre Ausdauer,
auch auf langen Strecken, sowie die Geschwindigkeiten, welche sie erzielen, be/
schämen alles, was der Mensch in dieser Hinsicht leistet, und länger als sie, nämlich
ein Leben lang, hält es kein Tauch /Weltmeister unter Wasser aus. Ja, sogar wenn
sie tot sind, exzellieren sie noch als Rückenschwimmer. Dabei sind sie sehr kon/
servativ in ihrer Schwimm/Technik, offenbar weil diese zu verbessern kaum noch
möglich ist. Schon die kleinen Fische schwimmen wie die Erwachsenen und
fühlen sich im Wasser in ihrem Element.
Wie hoch entwickelt der Flugsport bei den Vögeln ist, bedarf keiner Schilderung.
Mit besonderem Neid blickt der Mensch auf die Sicherheit ihres Fluges, die eine
fast absolute, hundertprozentige, ist und nur in einem Punkt vor der des Menschen/
flugs nichts voraus hat, nämlich darin, daß auch die Vögel herunterfallen, wenn sie
abgeschossen werden. Im Sportflug also sind sie uns weit über, im Kriegsflug
hingegen leisten die Menschen mehr, indem ihre Flieger/Bomben, /Pfeile und
/Gastorpedos weit wirksamer sind als das, was die Vögel, und seien es auch die
aggressivsten Raubvögel, aus der Luft fallen lassen.
Als Schwerathlet hat der Elefant nicht seinesgleichen, im Weit/ und Hoch/
sprung schlagen viele Tiere — denken wir nur an das Geschlecht der Katzen —
unsere Spring/Matadore überlegen, Turner von solcher Kühnheit und Gelenkigkeit
wie die Affen gibt es in keinem Turnverband der Erde, kein menschlicher Schwer/
gewichtler nimmt es im Ringen auch nur mit einem Mittelgewichts/Bären auf,
auf dem Gebiet der Hochtouristik werden wir niemals in die Nähe dessen kommen,
was in diesem Sportzweig, noch dazu ohne besondere Ausrüstung, die Gemsen
leisten, und zahllos sind die Tiere, die im Laufsport alles, was Menschenfüße
können, als kläglichen Dilettantismus erscheinen lassen. Ich erwähne da nur das
Wiesel, dessen Schnelligkeit so groß ist, daß man von ihm mit vollem Recht sagen
darf, es laufe wie ein Wiesel.
In allen erwähnten Sportzweigen (und wahrscheinlich habe ich einige, die noch
dazu kämen, vergessen) halten die Tiere den Rekord. Sie halten ihn auch durch
manche Dauer/Leistungen, die nicht als sportlich in des Wortes hohem Sinn gelten
können, aber von uns doch sportlich gewürdigt und gewertet werden. Zum Beispiel
bringt kein menschlicher Dauer/Tänzer es zuwege, sich ohne Unterbrechung
während so vieler Stunden um die eigene Achse zu drehen, wie das die Tanzmäuse
mit imponierender Unermüdlichkeit zu tun imstande sind, der Langschlaf des
Murmeltiers schlägt alle menschlichen Standardleistungen auf diesem Gebiet, und
welcher Durst/Künstler hielte es so lange ohne zu trinken aus wie das Kamel?

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