Ahnenverdienst diese Organisation daran verhindert, ihren vereinigten Einfluß
in Angelegenheiten, die die ganze Nation betrafen, einzusetzen.
In den größeren Städten ist das Kastenwesen darüber hinaus noch kompliziert
durch religiöse und Rassenfaktoren und durch ehelich erworbene Titel aus Europa
und den Uferstaaten des Schwarzen Meeres. In der amerikanischen Kolonie von
New York City ist die Lage überaus verwickelt. Nur ein kleiner Bruchteil der
New Yorker Familien lebt seit längerer Zeit in NewYork City. Seit drei Jahrhun-
derten zeigen die älteren Bewohner dieser Stadt die Tendenz, auszuwandern, wenn
neue Einwandererwellen eintreffen, und so war das Gesellschaftsleben der Stadt
immer einem stetigen Wandel unterworfen. Ward McAllister versuchte, die
New Yorker Aristokratie zu stabilisieren, aber seine ,,400" hielten bloß eine Sai-
son vor. Weiland Oberst Mann von den weiland „Town Topics", in seiner Glanz-
zeit ein Northcliffe des Gesellschaftsjournalismus, versuchte eine feste Aristokratie
zu begründen aus denjenigen, die ihm Geld liehen und es nicht zurückhaben
wollten. Später verlieh ein Gesellschaftsmagazin adelige Geburt denen, die ihm
für mindestens tausend Mark Aktien abkauften. „Social Register" ist das
Stammbuch der Gentry, aber leider wird es bald so umfangreich sein wie der
Postversandkatalog von Sears-Roebuck; es droht nachgerade, Aristokratie für
jedermann zu liefern. Trotz der Umschichtung, welche die Bevölkerung Jahrzehnt
um Jahrzehnt erfährt, gibt es noch immer eine erhebliche Oberklasse in New York.
Jawohl, es gibt auf dem Felsen von Manhattan Familien, die seit zweiJahrhunderten
in jeder Generation Geld geheiratet haben. Sie führten schon zur Zeit König Wil-
helms und Königin Marys Pelzjägergeld an den Altar und heirateten seither
Piraten-, Sklavenhandel-, Walfischtran-, Eisenbahn-, Gold-, Silber-, Kohle-, Kup-
fer-, Elektro-, Auto- und Petroleumgeld mit schönem Erfolg. Vergeblich häuft
der Westen, der Mittelwesten usw. Geld an, New York wird es früher oder
später ja doch erheiraten. Wie ungerecht die Anklage gegen Wallstreet auch sein
mag, das Land bis zum Weißbluten auszusaugen, so gerecht wird sie, wenn sie
gegen den Altar der St. Thomas-Kirche erhoben wird.
Der kräftigste Anstoß zu genealogischen Forschungen kommt aus dem Mitt-
leren und Fernen Westen. Die Pioniervorfahren der Leute dort haben oft die Spur
ihrer Vettern von der Atlantischen Küste verloren. Das natürliche Interesse an
diesem Gegenstand, gefördert durch das wachsende Prestige der genealogischen
und patriotischen Gesellschaften, erklärt den Aufschwung der genealogischen
Büchereien der Oststaaten und den erheblichen Absatz von Büchern über Genea-
logie und Familiengeschichte, der in dem letzten Jahre zu verzeichnen war. Genea-
logische Forschung wird besonders bei Personen in mittleren und älteren Jahren
zur Leidenschaft. Wenn sie nicht zu ernst genommen wird, scheint sie eine präch-
tige Erholung zu sein. Immerhin ist sie mit gewissen Gefahren verbunden. Wenn
der Ahnenjäger reichen Vorvätern auf die Spur kommt, wird er sich eines Tages
fragen: „Was ist aus all dem Reichtum geworden?" und Prozesse anstrengen. Die
irrsinnigen Prozesse um die Grundstücke der Trinity-Kirche in New York, um
den Küstenbesitz bei St. Johns (Neufundland), um die Drake-, Blake-, Buchanan-
und andere Güter waren undenkbar ohne den Sport der Genealogie.
Man erlebt übrigens mit seinenAhnen mitunter unangenehme Überraschungen.
So glauben zum Beispiel Personen, die ein F^ oder ein K^ der in ihrem Namen
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in Angelegenheiten, die die ganze Nation betrafen, einzusetzen.
In den größeren Städten ist das Kastenwesen darüber hinaus noch kompliziert
durch religiöse und Rassenfaktoren und durch ehelich erworbene Titel aus Europa
und den Uferstaaten des Schwarzen Meeres. In der amerikanischen Kolonie von
New York City ist die Lage überaus verwickelt. Nur ein kleiner Bruchteil der
New Yorker Familien lebt seit längerer Zeit in NewYork City. Seit drei Jahrhun-
derten zeigen die älteren Bewohner dieser Stadt die Tendenz, auszuwandern, wenn
neue Einwandererwellen eintreffen, und so war das Gesellschaftsleben der Stadt
immer einem stetigen Wandel unterworfen. Ward McAllister versuchte, die
New Yorker Aristokratie zu stabilisieren, aber seine ,,400" hielten bloß eine Sai-
son vor. Weiland Oberst Mann von den weiland „Town Topics", in seiner Glanz-
zeit ein Northcliffe des Gesellschaftsjournalismus, versuchte eine feste Aristokratie
zu begründen aus denjenigen, die ihm Geld liehen und es nicht zurückhaben
wollten. Später verlieh ein Gesellschaftsmagazin adelige Geburt denen, die ihm
für mindestens tausend Mark Aktien abkauften. „Social Register" ist das
Stammbuch der Gentry, aber leider wird es bald so umfangreich sein wie der
Postversandkatalog von Sears-Roebuck; es droht nachgerade, Aristokratie für
jedermann zu liefern. Trotz der Umschichtung, welche die Bevölkerung Jahrzehnt
um Jahrzehnt erfährt, gibt es noch immer eine erhebliche Oberklasse in New York.
Jawohl, es gibt auf dem Felsen von Manhattan Familien, die seit zweiJahrhunderten
in jeder Generation Geld geheiratet haben. Sie führten schon zur Zeit König Wil-
helms und Königin Marys Pelzjägergeld an den Altar und heirateten seither
Piraten-, Sklavenhandel-, Walfischtran-, Eisenbahn-, Gold-, Silber-, Kohle-, Kup-
fer-, Elektro-, Auto- und Petroleumgeld mit schönem Erfolg. Vergeblich häuft
der Westen, der Mittelwesten usw. Geld an, New York wird es früher oder
später ja doch erheiraten. Wie ungerecht die Anklage gegen Wallstreet auch sein
mag, das Land bis zum Weißbluten auszusaugen, so gerecht wird sie, wenn sie
gegen den Altar der St. Thomas-Kirche erhoben wird.
Der kräftigste Anstoß zu genealogischen Forschungen kommt aus dem Mitt-
leren und Fernen Westen. Die Pioniervorfahren der Leute dort haben oft die Spur
ihrer Vettern von der Atlantischen Küste verloren. Das natürliche Interesse an
diesem Gegenstand, gefördert durch das wachsende Prestige der genealogischen
und patriotischen Gesellschaften, erklärt den Aufschwung der genealogischen
Büchereien der Oststaaten und den erheblichen Absatz von Büchern über Genea-
logie und Familiengeschichte, der in dem letzten Jahre zu verzeichnen war. Genea-
logische Forschung wird besonders bei Personen in mittleren und älteren Jahren
zur Leidenschaft. Wenn sie nicht zu ernst genommen wird, scheint sie eine präch-
tige Erholung zu sein. Immerhin ist sie mit gewissen Gefahren verbunden. Wenn
der Ahnenjäger reichen Vorvätern auf die Spur kommt, wird er sich eines Tages
fragen: „Was ist aus all dem Reichtum geworden?" und Prozesse anstrengen. Die
irrsinnigen Prozesse um die Grundstücke der Trinity-Kirche in New York, um
den Küstenbesitz bei St. Johns (Neufundland), um die Drake-, Blake-, Buchanan-
und andere Güter waren undenkbar ohne den Sport der Genealogie.
Man erlebt übrigens mit seinenAhnen mitunter unangenehme Überraschungen.
So glauben zum Beispiel Personen, die ein F^ oder ein K^ der in ihrem Namen
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