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Reber, Franz
Geschichte der Baukunst im Alterthum: nach den Ergebnissen der neueren wissenschaftlichen Expeditionen bearbeitet — Leipzig: T.O. Weigel, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.45255#0099
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Halle des Xerxes.

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sprechend diese Composition erscheint, so dürfte doch die Restauration viel-
leicht die richtigere sein, welche ausschliessend den persischen Königsgräbern
entnommen ist, wie wir sie an der Fergusson’sehen Reconstruction der gan-
zen Halle des Xerxes sogleich sehen werden, wonach aber dem persischen
Gebälke das oberste Bekrönungsglied, der Carnies, vollständig fehlte. Voll-
kommene Sicherheit aber lässt sich ohne entsprechende Funde darin nicht
erreichen.
Zwischen der nördlichen oder Eingangsporticus und der EIalle selbst wurden Problem
Mauerreste (C) gefunden, welche durch ihre Form zwei Eingänge zu bezeich- jdcJeAd"'
nen scheinen. Je wichtiger aber die Aufschlüsse wären, welche von diesen Halle,
unbedeutenden Mauerresten für die Ermittelung der einstigen Gestalt und
Bestimmung des Gebäudes abhängen, desto mehr ist zu bedauern, dass sie
nicht sorgfältig genug untersucht worden zu sein scheinen. Es fragt sich
nemlich, ob diese Reste zu einer Mauer gehörten, welche die ganze Mittel-
halle umgab, so wie wir diese Hallen an den andern Palastbauten umgeben-
finden, welche aber als von Ziegeln oder anderem kleinen Material erbaut
leicht verschwunden oder von den Bewohnern von Istakr behufs Material-
gewinnung zerstört worden sein konnte, oder ob diese Reste nur zu Sub-
structionen für vereinzelte Denkmäler gehörten, welche den Eingang zur
Halle schmückten. Coste entscheidet sich für das Letztere, construirt in
seiner brillanten farbigen Restauration dieses Gebäudes im zweiten Bande
seines Prachtwerks aus den Mauerresten Basamente und stellt auf diese vier
Stiergestalten als eine allerdings nicht unpassende plastische Ausschmückung
der Halle, und Loftus schliesst sich seiner Ansicht an, da er an der von ihm
ausgegrabenen ganz gleichartigen Halle von Susa bei genauester Unter-
suchung ebenfalls nicht die geringste Spur von einer zwischen den Portiken
und der Halle sich hin'ziehenden Mauer bemerkte, da doch an den übrigen
persischen Palastbauten wenigstens die aus Bruchstein bestehenden Thür-
und Fensteröffnungen sich fast vollständig erhalten haben. An der Halle
des Xerxes zu Persepolis nun wären zwar für die Wand an der E'ronteseite
ausreichende Anhaltspunkte gegeben, doch keiner für die Wände der übrigen
Seiten, wo sogar theilweise die Linie der Abzugscanäle „mit der Mauerlinie
zusammenfallen würde. Nichtsdestoweniger vertritt Fergusson die erstere
Annahme in einer Weise, dass sie kaum ganz zu verwerfen sein dürfte, bis
gründliche Nachforschungen in Persepolis auch diese Frage, wie so viele
andere zur Entscheidung bringen. Während nemlich nach der von Coste und
Loftus vertretenen Ansicht die Halle des Xerxes in Persepolis neben der von
Loftus in Schusch entdeckten von den übrigen persischen Palastbauten we-
sentlich abweichen würde , indem wir uns darnach eine ganz offene Prunk-
vielleicht Thronhalle vorzustellen hätten, vor deren drei Seiten (die vierte
war ohne Aussenhalle) drei isolirt bedachte Portiken herumliefen, bringt die
E'ergusson’sche Restauration, von welcher eine Abbildung (Fig. 5 6) beifolgt,
die Halle des Xerxes in ein System mit den übrigen Palastbauten von Perse-
polis und zwar — hier wohl mit Unrecht — sammt dem aufgesetzten den
 
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