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Reber, Franz
Geschichte der Baukunst im Alterthum: nach den Ergebnissen der neueren wissenschaftlichen Expeditionen bearbeitet — Leipzig: T.O. Weigel, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.45255#0101
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Halle des Xerxes. Palast des Darius.

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Umgehen wir nun die Halle des Xerxes auf der linken Seite, so gelangen ^este ei-
° i ii« nes zwei“
wir zunächst an die Ueberreste eines zweiten Propyläon von etwas kleineren ten Pro-
Verhältnissen (H). Die von Coste und Flandin aufgedeckten Reste zeigen p>1<lüU-
die Nothwendigkeit eines vierfachen Portals an den vier Seiten, ausserdem
aber an der Nord- und Südseite die Ansätze einer Mauer, die sich zwar nicht
weit verfolgen lässt, aber doch dem Thore schon von vorneherein etwas mehr
als den blossen Prunkcharakter ohne weiteren Zweck giebt. Wahrscheinlich
war es gedoppelt, wenigstens fand man noch eine Säulenbase einer anstossen-
den Propyläonhalle. Auf die Bedeutung dieser Propyläen und ihrer Schenkel-
Mauern werden wir noch zurückkommen.
Von diesem Thore westlich durch einen noch unerforschten SchutthügelPalastdes
getrennt, befinden sich, ziemlich nahe an den westlichen Terrassenrand ge-
rückt, die Ruinen eines im Verhältniss zur Halle kleinen Palastes (K),
der nach einer Inschrift des Xerxes, welche das Gebäude von seinem Vater
errichtet nennt, ohne allen Zweifel dem Darius zuzuschreiben ist. Trotz
seiner bescheidenen Dimensionen ist es einer der interessantesten Ueber-
reste von l’ersepolis , sowohl wegen der relativ vorzüglichen Erhaltung der
Mauern oder vielmehr ihrer Thür- und Fensterrahmen, die uns über den
einfachen, natürlichen und symmetrischen Grundplan genau belehrt, als auch
wegen des Alters, denn ein vor Darius errichtetes Gebäude ist in Persepolis
nicht nachweisbar. Auch dieses Gebäude erhebt sich auf einer besonderen
Substruction, welche überdiess die höchste der ganzen Terrasse von Perse-
polis ist, 15' höher als die Substruction der Halle des Xerxes, mithin 25
über die Platform und 59—-60' über die Ebene sich erhebend. Auf zwei
Seiten finden sich Treppenzugänge, von welchen jedoch nur die südliche
Doppelflucht vor der Vorhalle ursprünglich ist, denn die Seitentreppe vom
Terrassenrand an der Westseite ist erst, wie eine an derselben angebrachte
Inschrift besagt, von Artaxerxes hinzugefügt. Der auffällige Umstand, dass
die Haupttreppe dieses Palastes sich an der Südseite befindet, während sonst
alle Eingänge auf der ganzen Terrasse nach Norden gerichtet sind, dürfte nur
dadurch erklärlich sein , dass die ganze Palastanlage vor den grossen bau-
lichen Umgestaltungen unter Xerxes eine andere Richtung hatte , und dass
die Haupttreppe der Terrasse, welche von Xerxes an die Nordwestecke ver-
legt worden war, sich ursprünglich an der Südwestspitze befand, wahrschein-
lich da, wo sich jetzt der räthselhafte Nebenbau des Xerxespalastes befindet.
Der Palast selbst, von welchem der Grundriss in der folgenden Abbildung
(Fig.- 5 7) beigefügt ist, misst 1321/2/ in der Länge und 96' in der Breite und
bestand aus drei durch querlaufende Mauern getrennten Theilen, nemlich aus
einer tetrastylen d. h. in Reihen zu vier Säulen gebildeten Vorhalle von acht
Säulen, flankirt von zwei bis an die Treppe vorspringenden Vorgemächern,
dann aus einer ganz bedeckten Halle, von sechzehn in vier Reihen gestellten
Säulen getragen, mit je drei oder vier (die Risse der Forscher sind von einan-
der abweichend) Nebengemächern auf jeder Seite, und endlich drittens aus
Reber, Baukunst d. Alterth. y
 
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