Kelchcap itäle.
159
allerdings das Blätterwerk der sumpfliebenden Papyrus stau de, wie im korin-
thischen Capital und Ornament das in Hellas einheimische Akanthoslaub,
allein es erscheint in fast überall mehr oder weniger verschiedener Anord-
nung und wird später häufig von verschiedenen anderen Pflanzenmotiven ver-
Fig. 99. Capitäle von Edin.
drängt, welche zuletzt ihren architektonischen Charakter ganz verlieren, wie
diess besonders bei den ptolemäischen Capitälen mit den allzu ängstlich der
Natur nachgeahmten Reben- und Obstbaumzweigen deutlich hervortritt.
Sonst sind es äusser der Papyrusstaude häufig auch andre Sumpfpflanzen und
Blumen, welche das Capitälornament bilden. Sehr gewöhnlich sind auch
später Capitäle, aus deren Kelch in verschiedenen Höhen gleichsam Pilze
hervorzuwachsen scheinen (vgl. Fig. 99, c). Die jüngsten Beispiele der Art
zeigen dann diese von Spiralen getragen und unterbrochen, die mit den Ran-
ken des korinthischen Capitäls in naher Verwandtschaft stehen. Die Art und
Anordnung der Ornamentirung besonders an den Papyruscapitälen erheischt
auch oft den blätterförmigen Ausschnitt des Kelchrandes, der sich übrigens
schon frühzeitig bei dem Palmencapitäl findet. Auch von der Kelchform ganz
abzugehen fand man nicht unpassend, und es finden sich Capitäle ohne den
überschlagenden Rand, ja es schien selbst nicht störend, geschlossene Capi-
täle, die, wie die beifolgende Abbildung (Fig. 100) zeigt, in den Hauptzügen
an die Lotossäule erinnern, aber im Contour ganz frei, jedoch mit vielem Ge-
schmack und Geschick behandelt sind, mitten unter die Kelchcapitäle zu
setzen, wie denn überhaupt namentlich in ptolemäischer Zeit unter den Capi-
tälen einer und derselben Halle die bunteste Abwechselung angestrebt ward.
Da aber die Schäfte jedenfalls von gleicher Stärke sein mussten, so ergiebt
sich von selbst, dass namentlich die Beiziehung der Palmensäule mit ihrem
159
allerdings das Blätterwerk der sumpfliebenden Papyrus stau de, wie im korin-
thischen Capital und Ornament das in Hellas einheimische Akanthoslaub,
allein es erscheint in fast überall mehr oder weniger verschiedener Anord-
nung und wird später häufig von verschiedenen anderen Pflanzenmotiven ver-
Fig. 99. Capitäle von Edin.
drängt, welche zuletzt ihren architektonischen Charakter ganz verlieren, wie
diess besonders bei den ptolemäischen Capitälen mit den allzu ängstlich der
Natur nachgeahmten Reben- und Obstbaumzweigen deutlich hervortritt.
Sonst sind es äusser der Papyrusstaude häufig auch andre Sumpfpflanzen und
Blumen, welche das Capitälornament bilden. Sehr gewöhnlich sind auch
später Capitäle, aus deren Kelch in verschiedenen Höhen gleichsam Pilze
hervorzuwachsen scheinen (vgl. Fig. 99, c). Die jüngsten Beispiele der Art
zeigen dann diese von Spiralen getragen und unterbrochen, die mit den Ran-
ken des korinthischen Capitäls in naher Verwandtschaft stehen. Die Art und
Anordnung der Ornamentirung besonders an den Papyruscapitälen erheischt
auch oft den blätterförmigen Ausschnitt des Kelchrandes, der sich übrigens
schon frühzeitig bei dem Palmencapitäl findet. Auch von der Kelchform ganz
abzugehen fand man nicht unpassend, und es finden sich Capitäle ohne den
überschlagenden Rand, ja es schien selbst nicht störend, geschlossene Capi-
täle, die, wie die beifolgende Abbildung (Fig. 100) zeigt, in den Hauptzügen
an die Lotossäule erinnern, aber im Contour ganz frei, jedoch mit vielem Ge-
schmack und Geschick behandelt sind, mitten unter die Kelchcapitäle zu
setzen, wie denn überhaupt namentlich in ptolemäischer Zeit unter den Capi-
tälen einer und derselben Halle die bunteste Abwechselung angestrebt ward.
Da aber die Schäfte jedenfalls von gleicher Stärke sein mussten, so ergiebt
sich von selbst, dass namentlich die Beiziehung der Palmensäule mit ihrem