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Reber, Franz
Geschichte der Baukunst im Alterthum: nach den Ergebnissen der neueren wissenschaftlichen Expeditionen bearbeitet — Leipzig: T.O. Weigel, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.45255#0299
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Tempel von Selinunt.

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mitD bezeichnet) zunächst zu stehen, wie die Verwandtschaft der Triglyphen-

schlitze und die Anordnung halber Mutuli zwischen den zu derben Triglyphen

Tempel der Akropolis von Selinus.


verräth. Der Schaft zeigt bereits 20 Canel-
luren , auch die Bildung des Säulenhalses ist
wesentlich abweichend: Die Kerbe am unteren
Ende desselben ist einfach und nur durch
einen naturgemässen Scamillus gebildet, dann
endigt die Canellirung in einer kehlenartigen
Einziehung, welche überhaupt den meisten
sicilischen und unteritalischen Denkmälern
eigenthümlich ist, worauf erst die feinge-
schnittenen vier Ringe sich bedeutungslos um
den Echinus legen (Fig. 161). Statt der lan-
zetförmigen Schlitzenden der Triglyphen des
oben besprochenen mittleren Tempels der se-

linuntischen Akropolis laufen hier die Schlitze halbkreisförmig aus, bereits
den Uebergang zu den flachen Bogen und dem Ueberschlag der späteren Zeit

vorbereitend.

von
Selinus.

Fig. 162. Capital des mittleren
Tempels auf dem Osthügel von
Selinus.

Diesen zeigen bereits die Triglyphen des mittleren der drei Tempel auf
dem östlichen Hügel von Selinunt (Tempel S nach Hittorf, F nach Serra-
difalco), während die Capitälbildung der des letzt-
beschriebenen Tempels, des nördlichsten der Akro-
polis, durchaus ähnlich , nur das Besondere zeigt,
dass die Echinusringe in tiefen Kehlen unterhöhlt
sind (Fig. 162). Das hohe und fast an den erst-
besprochenen selinuntischen Tempel reichende
Alter dieser bezeugen die alterthümlichen Meto-
pensculpturen, deren Bruchstücke, Athene im
Kampfe mit den Giganten darstellend, nach jenen
oben genannten die nächste Stelle einnehmen, doch
schon ziemliche Fortschritte in der Kunst ver-
rathen. Von den starkverjüngten Säulen dieses




Tempels haben die desPronaos, mithin die hinter der Säulenfronte stehenden
noch das Besondere, dass sie nicht scharfe, sondern nach ionischer Weise
breite, flache Stege zwischen den sonst in dorischer Art schwach vertieften
Canelluren zeigen. Hier erscheinen auch bereits vollständige Mutuli zwischen
den etwas schlankeren Triglyphen und über den dadurch mehr erbreiterten

Metopen.
Auf diesen Tempel folgt endlich, nach dem Styl der Metopensculpturen vierter
wahrscheinlich dem Ende des sechsten Jahrhunderts v. Chr. angehörend, TemPel
ein vierter, (bei Serradifalco mit E bezeichnet) auf dem Osthügel von Seli- Selinus.
nunt. Die erhaltenen Metopenreliefs, denAktäon, auf Befehl der Diana von

seinen Hunden zerfleischt, den Besuch der Hera durch Zeus auf dem Ida

(II. XIV. 153 — 351)«, Herakles im Kampfe mit einer Amazone und Athene’s
 
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