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Die deutsche Malerei des 14, und 15. Jahrhunderts.
Bilder von 1491 in der Kais. Galerie zu Wien, und vier Tafeln
mit der »Beschneidung Christi«, dem »zwölfjährigen Jesus im
Tempel«, der »Sendung des hl. Geistes« und dem »Tod Mariens«
in der Kirche zu Grossgmain bei Reichenhall sich befinden.
In Niederösterreich, wo die seit 1416 in Wien bestehende
Lucas-Zecne auf eine frühzeitige Malerthätigkeit schliessen lässt,
möchte man böhmische Einflüsse erwarten, findet aber vielmehr
mittel--und niederrheinische Einwirkungen. So an der mit 1449
datierten »Kreuzigung« von D. Pfenning in der kais. Galerie
zu Wien, an der mit dem Monogramm N. D. bezeichneten »Kreuzi-
gung« zu Klosterneuburg, an den »Passionsdarstellungen« von
Wolf Rueland ebenda, und an dem »Dreifaltigkeitsaltar« der
Spitalkirche von Aussee. Weiter südlich machen sich neben rhei-
nischen Elementen auch italienische der Schule des Squarcione
oder der Giottesken bemerklich. Ebenso in Tirol, wo sich ein
ziemlich erheblicher Betrieb entfaltete. Starke italienische Ein-
flüsse verrät Hans Mulltscher in Innsbruck in den mit Szenen
aus dem »Marienleben« geschmückten Flügeln eines Altars der
Pfarrkirche zu Sterzing, jetzt im dortigen Rathause. Mehr ober-
deutsche Schulung zeigt unter gleichzeitigen Ungenannten Ja ko b
Sunter und insbesondere der bedeutendste Meister der öster-
reichischen Monarchie jener Zeit, Michael Pacher von Bruneck,
geb. zwischen 1430 und 1440, gest. 1498.
Zugleich Bildschnitzer und Maler konnte sich Pacher des
holzplastischen Stiles seiner Zeit so wenig entschlagen, dass er
trotz seiner Gabe, scharf zu charakterisieren und zu individuali-
sieren, wie der Empfindung wahren und tiefen Ausdruck zu geben,
und trotz einiger Anklänge an die Paduaner doch der Ulmer
Schule ziemlich nahe zu stehen scheint. Dies zeigt insbesondere
sein Hauptwerk, der 1477-—-1481 ausgeführte Altar in S. Wolfgang
am Mondsee in Österreich mit der geschnitzten »Krönung Mariä«
im Schrein und den gemalten Szenen aus dem »Leben Mariä
und Christi« auf den Flügeln. Stärkeren Mantegnismus zeigen
die vier aus Neustift bei Brixen stammenden jetzt in den Galerien
zu München und Augsburg befindlichen Altarflügel mit Kirchen-
vätern uud Heiligenlegenden. Keiner seiner Schüler, auch nicht
seine Brüder Hans und Friedrich Pacher, von welchem
letzteren ein aus der Spitalkirche zu Brixen in das Freisinger
Klerikalseminar gelangtes Altarwerk von 1483 stammt, vermochte
die Bedeutsamkeit des Meisters zu erreichen. —
Im norddeutschen Gebiet zeigt sich zumeist Abhängigkeit
von fränkischer Kunst gelegentlich mit kölnischen und nieder-
Die deutsche Malerei des 14, und 15. Jahrhunderts.
Bilder von 1491 in der Kais. Galerie zu Wien, und vier Tafeln
mit der »Beschneidung Christi«, dem »zwölfjährigen Jesus im
Tempel«, der »Sendung des hl. Geistes« und dem »Tod Mariens«
in der Kirche zu Grossgmain bei Reichenhall sich befinden.
In Niederösterreich, wo die seit 1416 in Wien bestehende
Lucas-Zecne auf eine frühzeitige Malerthätigkeit schliessen lässt,
möchte man böhmische Einflüsse erwarten, findet aber vielmehr
mittel--und niederrheinische Einwirkungen. So an der mit 1449
datierten »Kreuzigung« von D. Pfenning in der kais. Galerie
zu Wien, an der mit dem Monogramm N. D. bezeichneten »Kreuzi-
gung« zu Klosterneuburg, an den »Passionsdarstellungen« von
Wolf Rueland ebenda, und an dem »Dreifaltigkeitsaltar« der
Spitalkirche von Aussee. Weiter südlich machen sich neben rhei-
nischen Elementen auch italienische der Schule des Squarcione
oder der Giottesken bemerklich. Ebenso in Tirol, wo sich ein
ziemlich erheblicher Betrieb entfaltete. Starke italienische Ein-
flüsse verrät Hans Mulltscher in Innsbruck in den mit Szenen
aus dem »Marienleben« geschmückten Flügeln eines Altars der
Pfarrkirche zu Sterzing, jetzt im dortigen Rathause. Mehr ober-
deutsche Schulung zeigt unter gleichzeitigen Ungenannten Ja ko b
Sunter und insbesondere der bedeutendste Meister der öster-
reichischen Monarchie jener Zeit, Michael Pacher von Bruneck,
geb. zwischen 1430 und 1440, gest. 1498.
Zugleich Bildschnitzer und Maler konnte sich Pacher des
holzplastischen Stiles seiner Zeit so wenig entschlagen, dass er
trotz seiner Gabe, scharf zu charakterisieren und zu individuali-
sieren, wie der Empfindung wahren und tiefen Ausdruck zu geben,
und trotz einiger Anklänge an die Paduaner doch der Ulmer
Schule ziemlich nahe zu stehen scheint. Dies zeigt insbesondere
sein Hauptwerk, der 1477-—-1481 ausgeführte Altar in S. Wolfgang
am Mondsee in Österreich mit der geschnitzten »Krönung Mariä«
im Schrein und den gemalten Szenen aus dem »Leben Mariä
und Christi« auf den Flügeln. Stärkeren Mantegnismus zeigen
die vier aus Neustift bei Brixen stammenden jetzt in den Galerien
zu München und Augsburg befindlichen Altarflügel mit Kirchen-
vätern uud Heiligenlegenden. Keiner seiner Schüler, auch nicht
seine Brüder Hans und Friedrich Pacher, von welchem
letzteren ein aus der Spitalkirche zu Brixen in das Freisinger
Klerikalseminar gelangtes Altarwerk von 1483 stammt, vermochte
die Bedeutsamkeit des Meisters zu erreichen. —
Im norddeutschen Gebiet zeigt sich zumeist Abhängigkeit
von fränkischer Kunst gelegentlich mit kölnischen und nieder-