208 BEITR/EGE ZUR MEDISCHEN GESCIIICHTE
Herrschertitel zu halten. Die Frage, wie Tiuspa zu dieser Bezeichnung gekommen ist,
lassen wir offen; aus den uns bekannten Quellen erfahren wir lediglioh, dass er den
Titel umman Manda neben der Bezeichnung Gimirrai gefùhrt haï. Sonst sind aber
Tiuspa's nahe Beziehungcn zu dem Lande Man oder Manna aus den assyrischen Omin-
altafeln ersichtlich, denen zu Folge Tiuspa an der Spitze der Gimirrâer,^Mannâer und
Medor die assyrischen Grànzprovinzen bedràngt hat. Noch natûrlicher làsst sich die
Bezeichnung uraman Manda und der von derselben abhàngige Herrschertitel sar umman
Manda erklâren, wenn man sich ja den mannaischen Ursprung der Deiokiden gegen-
wâftig hait. Gegen die Winckler'sche Auffassung des Wortes und die darauï sich
stùtzencle Vermuthung von dem skythischen Ursprung des Istumigu-Astyages II lâsst
sich noch der bisher unberùcksichtigte Umstand gel tend machen, dass nicht nur Tuk-
dammi. also nachweislich ein Vorgânger des Kyaxares, sondera auch Kyaxares selbst,
der ungenannte Zerstorer von Ninive, nach der babylonischen Nabonnedinschrift den
Titel sar umman Manda Gefùhrt hat.
In den Bezeichnungen umman Manda und sar umman Manda haben wir also eines-
theils die Andeutung des Ursprungs des medischen Herrscherstammes anclerntheils
einen Titel, dessen ursprùngliche Bedeutung clcn Zeitgenossen eines Nabonned oder
Kyros bereits verloren gegangen war, zu sehen. Die babylonischen Pricster zur Zeit
des Nabonned bezeichneten auch den ietzten Mederkonig mit diesem Titel, clem sonst
die einstige Bedeutung lângst abhanden gekommen ist. Dass dabei auch die lautliche
Verwandtschaft cler Namen Manda und Mandai, wie Herr Winckler, Die Keilschrijt-
texte Sargons, Bel. I, S. XXVII, Anm. 3, richtig gesehen hat, mitspielte, liesse sich
sehr schwer in Abrede stellen. Es ist also nicht nothig, fur den Namen Manda mit
Jâger, Assyriologtsche Beitràge, II, 300, Dyneley Prince, Mené mené tekel upharsin
(Baltimore, 1893), 75, u. A. Erklarung in dem hebraischen iih zu suchen1. Ley,
Htstorische Erklarung des zweiten Teils des Jesaia, 5, betrachtet sogar das Wort
Manda als dem hebraischen nto = ma mit Ersatzdchnung fur clas ausgrefallene : ent-
sprechencl. In dem gegebenen Falle wird durch den Ausdruck Manda lediglich clie
mannàische Provenienz der medischen Dynastie der Deiokiden gekennzeichnet.
Fassen wir ail die aus den obigen Betrachtungen sich ergebenden Momente zu-
sammen, so wiederspiegelt sich in denselben etwa folgender Sachverhalt. Mamitiarsu's
Nachfolger Tukdammi legte sich bereits'den Konigstitel an, wurde aber gewôhnlich.
unter Anspielung auf den mannaischen Ursprung seines Stammes, sar umman Manda
geheissen. Derselbe Tukdammi grifE bereits Assyrien in dessen eigenem Gebiete an, es
blieb aber erst seinem zweiten Nachfolger Kyaxares vorbehalten, im Buncle mit der
chaldàischen Dynastie in Babylon Ninive zu erobern. Kyaxares grùndete und befestigte
das medische Grossreich, welches aber bereits unter seinem Sohne Astyages II dem
mit den unzufriedenen medischen Grossen verbùndeten Kônig Kyros von Ansan erlag.
1. Rf.isnkr, Zeitsehr. J'iir Assyriol., IX. 154-155, registriert einzelne Deutungen. Hagen. Beitràge zur As-
syriol., Il, 231, versteht darunler die Vôlkerhorden im Norden und Nordwesten Babyloniens und Assyriens
(die Gimirrâer, Sapardâer, Mannàer, zeitweise mit Einschluss der Meder), A. H. Sayck. The Academy, 1896,
I, 242, môchte umman Manda den biblischen Gojjim gleicbstellen.
Herrschertitel zu halten. Die Frage, wie Tiuspa zu dieser Bezeichnung gekommen ist,
lassen wir offen; aus den uns bekannten Quellen erfahren wir lediglioh, dass er den
Titel umman Manda neben der Bezeichnung Gimirrai gefùhrt haï. Sonst sind aber
Tiuspa's nahe Beziehungcn zu dem Lande Man oder Manna aus den assyrischen Omin-
altafeln ersichtlich, denen zu Folge Tiuspa an der Spitze der Gimirrâer,^Mannâer und
Medor die assyrischen Grànzprovinzen bedràngt hat. Noch natûrlicher làsst sich die
Bezeichnung uraman Manda und der von derselben abhàngige Herrschertitel sar umman
Manda erklâren, wenn man sich ja den mannaischen Ursprung der Deiokiden gegen-
wâftig hait. Gegen die Winckler'sche Auffassung des Wortes und die darauï sich
stùtzencle Vermuthung von dem skythischen Ursprung des Istumigu-Astyages II lâsst
sich noch der bisher unberùcksichtigte Umstand gel tend machen, dass nicht nur Tuk-
dammi. also nachweislich ein Vorgânger des Kyaxares, sondera auch Kyaxares selbst,
der ungenannte Zerstorer von Ninive, nach der babylonischen Nabonnedinschrift den
Titel sar umman Manda Gefùhrt hat.
In den Bezeichnungen umman Manda und sar umman Manda haben wir also eines-
theils die Andeutung des Ursprungs des medischen Herrscherstammes anclerntheils
einen Titel, dessen ursprùngliche Bedeutung clcn Zeitgenossen eines Nabonned oder
Kyros bereits verloren gegangen war, zu sehen. Die babylonischen Pricster zur Zeit
des Nabonned bezeichneten auch den ietzten Mederkonig mit diesem Titel, clem sonst
die einstige Bedeutung lângst abhanden gekommen ist. Dass dabei auch die lautliche
Verwandtschaft cler Namen Manda und Mandai, wie Herr Winckler, Die Keilschrijt-
texte Sargons, Bel. I, S. XXVII, Anm. 3, richtig gesehen hat, mitspielte, liesse sich
sehr schwer in Abrede stellen. Es ist also nicht nothig, fur den Namen Manda mit
Jâger, Assyriologtsche Beitràge, II, 300, Dyneley Prince, Mené mené tekel upharsin
(Baltimore, 1893), 75, u. A. Erklarung in dem hebraischen iih zu suchen1. Ley,
Htstorische Erklarung des zweiten Teils des Jesaia, 5, betrachtet sogar das Wort
Manda als dem hebraischen nto = ma mit Ersatzdchnung fur clas ausgrefallene : ent-
sprechencl. In dem gegebenen Falle wird durch den Ausdruck Manda lediglich clie
mannàische Provenienz der medischen Dynastie der Deiokiden gekennzeichnet.
Fassen wir ail die aus den obigen Betrachtungen sich ergebenden Momente zu-
sammen, so wiederspiegelt sich in denselben etwa folgender Sachverhalt. Mamitiarsu's
Nachfolger Tukdammi legte sich bereits'den Konigstitel an, wurde aber gewôhnlich.
unter Anspielung auf den mannaischen Ursprung seines Stammes, sar umman Manda
geheissen. Derselbe Tukdammi grifE bereits Assyrien in dessen eigenem Gebiete an, es
blieb aber erst seinem zweiten Nachfolger Kyaxares vorbehalten, im Buncle mit der
chaldàischen Dynastie in Babylon Ninive zu erobern. Kyaxares grùndete und befestigte
das medische Grossreich, welches aber bereits unter seinem Sohne Astyages II dem
mit den unzufriedenen medischen Grossen verbùndeten Kônig Kyros von Ansan erlag.
1. Rf.isnkr, Zeitsehr. J'iir Assyriol., IX. 154-155, registriert einzelne Deutungen. Hagen. Beitràge zur As-
syriol., Il, 231, versteht darunler die Vôlkerhorden im Norden und Nordwesten Babyloniens und Assyriens
(die Gimirrâer, Sapardâer, Mannàer, zeitweise mit Einschluss der Meder), A. H. Sayck. The Academy, 1896,
I, 242, môchte umman Manda den biblischen Gojjim gleicbstellen.