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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0044
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Münster zu Konstanz

dem heutigen Bau schon einen östlichen geraden Abschluß hatte, wobei aber, wie gesagt,
ein Zusammenhang mit einem Römercastell hypothetisch ist.
Für die Zeitsetzung dieser Reste der vermuteten ältesten Anlage haben wir außer den
beiden genannten Daten 615 und 780 nur die eigenartigen Schmuckformen der Kapi-
telle. Man hat bisher nichts Ihnen Gleichartiges nachweisen können, das einen Anhalt
zur Datierung geben würde. Spätestens sind sie aus der Karolingerzeit, vielleicht aber
noch eher entstanden, im frühen 8. oder gar noch im 7.Jh., so daß diese Säulen die
Reste der ersten Konstanzer Kathedrale darstellen. Im einzelnen s. u. d. Beschreibung.

Die Erweiterung Die Erweiterung des Ostbaues. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte wurde der kleine
dei Krypta viersäulige Raum zu der jetzigen größtenteils erhaltenen mehrteiligen Krypta um-
gestaltet. Dabei wurde der Mittelraum nach Westen um ein Joch vergrößert mit 2 ver-
schiedenen Stützen, einem Pfeiler und einer Säule. Zu diesem so erweiterten Raume
erstellte man mit verbindenden Durchgängen zum Hauptraum je einen seitlichen Neben-
raum, von dem aus ein langer Stollengang und eine Treppe zur Oberkirche führten.
So schloß sich die ganze Anlage zu einem Umgang, weshalb man diese Kryptaform
Processionskrypta nennt. War man bisher der Ansicht, daß die beiden Stützen der
westlichen Erweiterung nachträglich an Stelle schon vorhandener Stützen eingeschoben
seien, hat dagegen Reisser durch Ablösen des Verputzes an allen entscheidenden Stellen
festgestellt, „daß die Krypta in Grundriß und Aufbau einschließlich der Stollen voll-
kommen einheitlich ist“. Das gelte vor allem für die Mittelkrypta und ihre Gewölbe.
Doch sind bei ihr Gewölbe und Stützen nicht gleichzeitig, die Stützen waren bei der
Erstellung des Gewölbes vorhanden, und die Gewölbefüße wurden in Maß und Form
den verschiedenen Köpfen angepaßt, wobei den 5 Säulen mit den quadratischen Deck-
platten das rechteckige Kapitell des Pfeilers gegenübersteht. Im einzelnen s. u. d. Bau-
beschreibung.


15. Lageplan des Münsters mit Angabe des vermuteten Römercastells und der Ummauerung der
Bischojsburg. Nach Aufnahme von K. Eiermann 1925, im einzelnen durch neuere Forschung teilweise
berichtigt

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