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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0109
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Baubeschreibung


70. Teilansicht der Malereien des Bogenfrieses auf der Sildmauer des Chores. Siehe Abb. 36

Dem Stile nach sind die Malereien vermutlich um die Mitte des 14. Jh. entstanden, die
Datierung in den Anfang des Jh. (Häuserbuch), die sie mit dem Kaplan der Margareten-
kapelle Johannes Erbe verbindet, der damals die Kapelle im Innern ausmalen
ließ, ist wohl zu früh. Ein schon teilweise naturalistisches Bemühen bestimmt Anschau-
ung und Form mit Streben nach Individualisierung, was in dem Kahlköpfigen und dem
Mann mit der Kelle besonders deutlich ist. Dem entspricht auch der Wechsel in Aus-
druck, Haltung und Einzelform. Die Modellierung zum Zweck körperlich plastischer
Illusion ist meist nur angedeutet, was aus Rücksicht auf bessere Fernwirkung geschehen
sein könnte. Andererseits ist in der Anordnung der Blätter eine räumliche Auflocke-
rung erstrebt, wie auch in der Vorliebe für das Dreiviertelprofil sich eine Tendenz zu
räumlicher, körperlicher Wirkung zu äußern scheint. Wenn im übrigen Linie und Fläche
noch stärker sprechen, so liegt doch der Gestaltung schon ein malerisches, toniges
Sehen zu Grunde. Es zeigt sich ebenso in der Art der Modellierung, wie auch als Aus-
druck der neuen Naturverbundenheit ein Bemühen um Wiedergabe des Stofflichen, was
zumal bei den Bärten deutlich wird. Wenn die Köpfe der Querhauswand einen Grad
naturalistischer zu wirken scheinen, die Formengebung weicher, toniger und weniger
markant ist, so ist das vielleicht zum Teil auf die Übermalung zurückzuführen, die auch
die Köpfe der Chorwand nicht unberührt ließ, anscheinend einzelne Konturen nachzog
und in zwei Nimben Strahlen malte, aber sonst diese lebensvollen Köpfe in ihren teil-
weise etwas derben, aber kraftvollen Formen in ihrer Wirkung ungeschmälert ließ.

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