Münster zu Konstanz
Nordseite
des Chores
Stilistisch Gleiches oder diesen Köpfen näher Stehendes ist bisher nicht nachgewiesen.
Man sah entfernte Erinnerungen an böhmische Malereien (Wienecke), die aber nur im
verwandten allgemeinen Zeitstil begründet wären. Doch ist das Motiv des Bogenfrieses
mit eingemalten Köpfen sonst in der Gotik nicht vereinzelt, ein älteres Beispiel bietet
ein Wandbild in St. Andreas in Köln (Reiners, Kölner Malerschule, Abb. 6). Die ge-
füllten Rundbogenfriese sind in der romanischen Zeit, besonders im schwäbisch-frän-
kischen Gebiet häufiger, aber durchweg mit plastischer Dekoration (Fastenau), wobei
figürliche Darstellungen selten sind.
Die Technik zeigt reine Freskomalerei, ohne Kalkzwischenschicht unmittelbar auf den
Verputz aufgetragen. Mit Ausnahme des Gelb sind die Farben wischfest und darum so
gut erhalten. An einzelnen Stellen sieht man die in den Bewurf eingeritzte alte Vor-
zeichnung. Auf der Querhauswand eine Signatur F M 1877.
Diese Dekoration umzog früher außer dem Ostbau auch das Querschiff und Langhaus,
doch haben sich am Chor keine weiteren Reste erhalten. Auf der Südseite des Chores
tritt dazu über den bemalten Bogenfries ein Dachgesims, mit 15 treppenförmig ge-
schichteten Plättchen, 52 cm ausladend und 41,2 cm hoch, wobei der 1., 3. und 6. Rück-
sprung des oberen Teiles sowie der 1., 5. und 7. des unteren rot gestrichen sind, dazu
oben 2 weiße Linien (Abb. 36, 71, färb. Abb. bei Phleps XXXI, 6). Bei dem west-
lichen 68 cm langen Endstück wechselt das Profil (Abb. 36) und zeigt einen kräftigen
Rundstab und rückwärts gezogene Schräge. Beide Profilformen kommen an frühen
Hirsauer Bauten vor, doch ist das Treppenprofil wohl die ältere Form (Hecht) und an-
scheinend auch hier vor dem andern entstanden. Es beschränkt sich am ganzen Bau
sonderbarer Weise auf dieses nur 8 m lange Stück des Dachgesimses.
Neben dieser farbigen Dekoration unter dem Dachansatz waren auch die Fenster-
gewände und ihre Außenrahmen bemalt, wahrscheinlich ähnlich dem mit der alten
Bemalung teilweise erhaltenen Fenster des Nordschiffs (s. u. S. 108), ferner waren die
Lisenen farbig. Auf der nördlichen war „ein Gemälde eines hl. Michael mit der Seelen-
waage, wohl noch 16.Jh.“ (Kraus), von dem Wingenroth 1920 noch sehr verblaßte
Reste sah.
Die Nordseite des Chores ist vom Gewölbe der oberen Sakristei aus teilweise sichtbar.
Unter dem Dachgebälk sieht man die unverputzte Mauer in sorgfältig geschichteten,
wenig behauenen Bruchsteinen und vereinzelten Wacken mit Fugenstrich (Abb. 19, 20).
Die Mauer durchzieht kurz unter dem Gebälk ein breites, 31 cm hohes Hausteingesims,
das großenteils abgeschlagen, aber in seinem leicht abgeschrägten und ein wenig ge-
kehlten 13 cm hohen oberen Teile mit einem Stück über dem Ansatz des Blechdaches unter
dem Verputz sichtbar ist. Ob sich das Gesims auch auf der Südseite des Chores und auf
seiner Stirnwand befand, ist bei dem völligen Verputz nicht festzustellen. Unter dem
Gebälk zeigt die Mauer außer den Konsolen in Höhe der Oberkante des Gesimses drei
große Balkenlöcher, wonach das Dach anscheinend wiederholt geändert wurde. Ober-
halb des Gesimses weist außen ein starker Verputzvorsprung auf einen früheren Dach-
ansatz hin. An der Ecke springen die starken Bindersteine der ehemaligen Mauerver-
bindung des Sakristeianbaues vor (Abb. 34). Oberhalb des Verputzvorsprunges zeigt
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Nordseite
des Chores
Stilistisch Gleiches oder diesen Köpfen näher Stehendes ist bisher nicht nachgewiesen.
Man sah entfernte Erinnerungen an böhmische Malereien (Wienecke), die aber nur im
verwandten allgemeinen Zeitstil begründet wären. Doch ist das Motiv des Bogenfrieses
mit eingemalten Köpfen sonst in der Gotik nicht vereinzelt, ein älteres Beispiel bietet
ein Wandbild in St. Andreas in Köln (Reiners, Kölner Malerschule, Abb. 6). Die ge-
füllten Rundbogenfriese sind in der romanischen Zeit, besonders im schwäbisch-frän-
kischen Gebiet häufiger, aber durchweg mit plastischer Dekoration (Fastenau), wobei
figürliche Darstellungen selten sind.
Die Technik zeigt reine Freskomalerei, ohne Kalkzwischenschicht unmittelbar auf den
Verputz aufgetragen. Mit Ausnahme des Gelb sind die Farben wischfest und darum so
gut erhalten. An einzelnen Stellen sieht man die in den Bewurf eingeritzte alte Vor-
zeichnung. Auf der Querhauswand eine Signatur F M 1877.
Diese Dekoration umzog früher außer dem Ostbau auch das Querschiff und Langhaus,
doch haben sich am Chor keine weiteren Reste erhalten. Auf der Südseite des Chores
tritt dazu über den bemalten Bogenfries ein Dachgesims, mit 15 treppenförmig ge-
schichteten Plättchen, 52 cm ausladend und 41,2 cm hoch, wobei der 1., 3. und 6. Rück-
sprung des oberen Teiles sowie der 1., 5. und 7. des unteren rot gestrichen sind, dazu
oben 2 weiße Linien (Abb. 36, 71, färb. Abb. bei Phleps XXXI, 6). Bei dem west-
lichen 68 cm langen Endstück wechselt das Profil (Abb. 36) und zeigt einen kräftigen
Rundstab und rückwärts gezogene Schräge. Beide Profilformen kommen an frühen
Hirsauer Bauten vor, doch ist das Treppenprofil wohl die ältere Form (Hecht) und an-
scheinend auch hier vor dem andern entstanden. Es beschränkt sich am ganzen Bau
sonderbarer Weise auf dieses nur 8 m lange Stück des Dachgesimses.
Neben dieser farbigen Dekoration unter dem Dachansatz waren auch die Fenster-
gewände und ihre Außenrahmen bemalt, wahrscheinlich ähnlich dem mit der alten
Bemalung teilweise erhaltenen Fenster des Nordschiffs (s. u. S. 108), ferner waren die
Lisenen farbig. Auf der nördlichen war „ein Gemälde eines hl. Michael mit der Seelen-
waage, wohl noch 16.Jh.“ (Kraus), von dem Wingenroth 1920 noch sehr verblaßte
Reste sah.
Die Nordseite des Chores ist vom Gewölbe der oberen Sakristei aus teilweise sichtbar.
Unter dem Dachgebälk sieht man die unverputzte Mauer in sorgfältig geschichteten,
wenig behauenen Bruchsteinen und vereinzelten Wacken mit Fugenstrich (Abb. 19, 20).
Die Mauer durchzieht kurz unter dem Gebälk ein breites, 31 cm hohes Hausteingesims,
das großenteils abgeschlagen, aber in seinem leicht abgeschrägten und ein wenig ge-
kehlten 13 cm hohen oberen Teile mit einem Stück über dem Ansatz des Blechdaches unter
dem Verputz sichtbar ist. Ob sich das Gesims auch auf der Südseite des Chores und auf
seiner Stirnwand befand, ist bei dem völligen Verputz nicht festzustellen. Unter dem
Gebälk zeigt die Mauer außer den Konsolen in Höhe der Oberkante des Gesimses drei
große Balkenlöcher, wonach das Dach anscheinend wiederholt geändert wurde. Ober-
halb des Gesimses weist außen ein starker Verputzvorsprung auf einen früheren Dach-
ansatz hin. An der Ecke springen die starken Bindersteine der ehemaligen Mauerver-
bindung des Sakristeianbaues vor (Abb. 34). Oberhalb des Verputzvorsprunges zeigt
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