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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0580
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Münster schätz

Dem
Münster schätz
entfremdete Werke

DEM MÜNSTERSCHATZ ENTFREMDETE WERKE

Im Schatz des Münsters zu Freiburg:
Das ehemalige Kapitelkreuz (J. Schroth, Mittelalterliche Goldschmiedekunst am Oberrhein,
Freiburg Br. 1948, S. 18 f., Nr. 4 — Ausstellung mittelalterl. Kunst in Baden, Karlsruhe 1949, Kat.-
Nr. 125), Silber, teilweise vergoldet, mit lilienförmigen Enden, 66 cm h., 50,5 cm br., 3,2 ernt. Auf
der Vorderseite die Reliefs Gottvaters, an den Kreuzenden die vier Kirchenväter. Der angeheftete
Kruzifix, Silber vergoldet, später hinzugefiigt. Auf seiner Brust die alte Inv.-Nr. 21.
Die Rückseite mit getriebenen, gravierten Platten mit Maureskenornament und Steinen in Kasten-
fassung, teilweise mit Email. In der Mitte ein rothinterlegter Kristallschnitt mit Darstellung der
Taufe Jesu, 4 cm h., 3,5 cm br. An den Kreuzenden geflügelte Evangelistenfiguren wie am gotischen
Reliquienkästchen und Vortragekreuz des Münsters (Abb. 471, 482).
Der Kristallschnitt wahrscheinlich Metzer-Arbeit, 9. Jh. (J. Sauer in: Festschrift f. P. Clemen, Bonn
1926, S. 251 ff. — H. Wentzel in: Reallex. z. deutsch. Kunstgesch. II, Sp. 275 ff.). Das übrige Kreuz
Mitte 16. Jh., Kruzifix und Knauf 18. Jh. Auf der Rückseite neben dem Kristall Überlinger Beschau
und Meisterzeichen (IS), wahrscheinlich Jos. Som (Rosenberg III, Nr. 4705 — Schroth, a. a. 0.
— Obser, Quellen, S. 208). Das Kreuz ist wahrscheinlich das 1554 in den Kapitelsprotokollen als
das Nüwe Creuz erwähnte, wofür der nicht genannte Goldschmied 24 Gulden erhielt. (D. Prot. 7243.)
Möglicherweise ist der Kristall noch ein Überrest des alten Kreuzes des B. Egino.
Gotisches Reliquiar, mit in Silber getriebenen Passionsszenen, nach Dürer. Mitte 16. Jh.
Überlinger Beschau und unbekanntes Meisterzeichen. O. Schroth, Mittelalterliche Goldschmiedekunst
am Oberrhein (Ausstellung Freiburg 1947), Freiburg Br. 1948, Nr. 98, S. 64 f., Abb. Taf. 55).
Goldener Kelch, 28,5 cm h., mit Sechspaßfuß mit getriebenen Seraphköpfen und Kartuschen,
darin das emaillierte Wappen des Bischofs Johannes Franz Vogt von Altensumerau und Prasberg
(1645—1689) in Edelsteinkranz. Ferner in Porzellanmalerei die Bilder der Madonna und des
hl. Joseph. Der Vasenknauf mit freiplastischen Seraphköpfen. Die Kuppa in Korb mit Blattornament
und Edelsteinen in Emailrahmen. Ein hervorragendes Prachtstück ohne Beschau und Meisterzeichen.
Im Inventar von 1790 unter Nr. 11 mit 1900 kr bewertet.
Meßkännchen und Platte, dazu gehörig, in Gold, die Platte 33 cm br., mit dem gleichen
Wappen. Auf der Unterseite und den Kännchen Inv.-Nr. N 7. Inventar von 1790 unter Nr. 12.
Gotischer Kelch vom J. 1592, im Landesmuseum zu Karlsruhe, Silber vergoldet, 20,1 cm h.
Am Fuß Wappen und Initialen P.T.F.Z. W. 1592. — Philipp Truchsess Freiherr zu Waldburg. Kon-
stanzer Beschau und Meisterzeichen J F = Jakob Frick (Rosenberg II, 2925).
Die Armreliquie des hl. Konrad in Meersburg, kath. Pfarrkirche. (Suso-Blatt 1950,
Nr. 48, m. Abb.). Bei der Öffnung des zweiten Grabes des Heiligen im Chor, am 26. 11. 1123, nahm
man vor der zweiten Übertragung von den Gebeinen, die in einen neuen Sarg gelegt wurden, den
rechten Arm und verschloß ihn in einem neuen Behältnis, um damit die Gläubigen segnen zu können.
Man nimmt an, daß diese Reliquie in Meersburg erhalten ist. Schon im Verzeichnis von 1143 wird
das Armreliquiar beschrieben, ferner verzeichnet im Inventar vom J. 1500. Seitdem aber keine Nach-
richt mehr von ihm. Vielleicht nahm der Bischof es bei der Übersiedlung nach Meersburg mit. Das
jetzige Reliquiar eine holzgeschnitzte Arbeit des 18. Jh. mit einem Oberarm, wobei aber ungewiß ist,
ob er mit der erwähnten alten Reliquie identisch ist. Die Ansicht Marbes (Frbg. Kathol. Kirchenblatt
1875, S. 113), daß es sich bei dieser Reliquie um den Arm des Apostels Philippus handle, den Kaiser
Otto III. dem Bischof Gebhard II. geschenkt habe, ist wohl nicht haltbar, das wäre 1343 bei der
Aufstellung des Inventars noch bekannt gewesen.

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