Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0598
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Münster zu Konstanz

Schild unter der Konsole in dei' Welserkapelle (Abb. 505). Möglicherweise entsprach
das Anbringen von Meisterzeichen nicht den Satzungen der Steinmetzbruderschaft
U. L. Frau am Münster. So ist das Zeichen des Vincenz Ensinger ohne Meisterschild
(s. o.). Das Zeichen des Lux Böblinger und das des Stefan Waid konnten am Münster
nicht festgestellt werden, wohl aber viele dem Böblingerkreis verwandte Zeichen, auf
die im Einzelnen hingewiesen ist. Dem Zeichen, das Lux zugeschrieben wird (Klemm,
Fig. 42), das Kreuz auf der Winkelspitze, verwandt ist Nr. 462 (Klemm, Fig. 43).
Dagegen ist das Zeichen am Baldachin des Grabes des Hans Böblinger in der Frauen-
kirche in Eßlingen (Klemm, Fig. 48) am Münster öfter vorhanden, 315, 124. Mit
verschiedenen Variationen, Vereinfachungen oder Bereicherungen kommt das Zeichen
häufig vor im Münster, so 33, 43, 51, 159, 296, 410, 439, 444, 468.
Das Zeichen des Lorenz Roder, wie er in der Thanner Hs. heißt, im Gegensatz zu Obsers
Benennung Reder (Obser, S. 43, Anm. 5), scheint Zeichen 458 in der Bartholomäus-
kapelle zu sein, die nach den Domkapitelsprotokollen von ihm erbaut wurde (Rs. Reg.
1519, 1522, 1532). Klemm schreibt ihm das im Deckenring der Vorhalle gemalte
Zeichen zu (Klemm, Unterhütte, S. 204), das aber wohl im Laufe der Jahrhunderte
falsch restauriert wurde. Das Zeichen in der Bartholomäuskapelle hat dieselbe Grund-
form wie das Siegel Roders, das Obser wiedergibt (a. a. 0. S. 132, Tafel 5, 3), mit
Anfügung eines schwungvollen Hakens und dem Steinmetzhammer. Das gleiche recht-
winklige Dreieck, aber auf der Winkelspitze mit aufsteigendem Haken, ist im Münster
am Gewände eines der vermauerten gotischen Fenster der Südseite, 183, ohne Haken
und Hammer dasselbe Zeichen im Überlinger Münster, wo ein ähnliches Zeichen mit
dem rechten Winkel oft wiederkehrt, aber an der Senkrechten, die unten auf der
Winkelspitze steht.
Um einen Überblick über die in den Fabrikrechnungen genannten Steinmetzen zu er-
halten, sind nachfolgend dieselben ohne Berücksichtigung ihrer Tätigkeit als Steinmetz,
Laubhauer oder Versetzer, nach ihrem Herkunftsort, oder nach ihrem Familiennamen
zusammengestellt, woraus der weite Umkreis ersichtlich wird, aus dem die Gesellen
nach Konstanz wanderten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Rechnungen nur für
vier Jahre erhalten sind.
Neben den Nachbargebieten von Konstanz, Schweiz, Tirol, Österreich, Bayern, Würt-
temberg, sind vor allem der Mittelrhein mit Speier, Worms, Mainz, Mannheim, Frank-
furt, Heidelberg und der Oberrhein mit Breisach und Straßburg vertreten. Zu den
mittelrheinischen Städten gehört wohl auch Koblenz, woher verschiedene Gesellen
nach Konstanz kamen, für deren Herkunftsort nicht das Dorf Koblentz bei Zurzach
in Frage kommt (Mone, Beiträge, S. 40). Manche dieser Namen begegnen uns bei
den Unterschriften der Meister und Gesellen, die auf den Tagungen der Steinmetzen
in Regensburg 1459 und in Straßburg 1515 erschienen waren. Einzelne sind dort
auch mit Familiennamen benannt. Oft sind hier Gesellen der Konstanzer Fabrik-
rechnungen als Meister aufgeführt (Wissell, a. a. O., S. 63, 72), worauf bei den Be-
treffenden hingewiesen wird.

570
 
Annotationen