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Repert, ... de; K, J. C. [Übers.]
Der Fündling, Oder merckwürdige Begebenheiten Des Ritters von Repert — Leipzig, 1747 [VD18 14112035]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27243#0482
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478 A o A
sechs Tagen hier ankommen. Ihr müsset ohne Zwei-
fe! davon unterrichtet seyn, weil ihr eure Freude so
sehr mäßiget, aus Furcht, sie möchten nicht daran
Theil haben können, wenn ihr dieselbe allzusehr er-
schöpftet. Lasset euch im übrigen nicht verdrüffen,
daß der Brief an mich gerichtet ist, denn dieRelin-
de seht hinzu,daß ihr ihre Freundin diese Bemühung
aufgetragen, die sie nicht über sich nehmen könnte,
weil sie sich verbrennet, und dadurch genöthiget
würde, dle Hand noch zwey bis dreyTage verbun-
den zu halten. Leset, setzte er hinzu; wozu dienet
es, antwortete ich? ist es nicht genung, daß ihr mik
es saget. Nein, erwiederte er, ihr müsset selbst le-
sen. Ich las würcklich diese Zeilen: „Seyd mein
„getreues Echo, wehrter Ritter, und berichtet mei-
„nem zärtlichen Liebhaber, daß das Feuer, welches
„meine Hand verletzt har, bey weitem nicht so bren-
„nend sey, als die Liebe, Vie ich gegen ihn hege. Ich
„bin bey diesem Verbrennen weniger empfindlich
„gewesen, als eine andere, weil die Flamme, die
„mein Hertz verzehret, dem Feuer auf der Hand fast
„alle Kraft benommen, welches einen unwidersprech-
„lichenBeweiß abgiebet, daß ein grosses Feuer ein
„mittelmäßiges vertilget.
Was die Sonne bey ihrem Aufgange ist, wenn
sie nach und nach aus dem Gesichts-Kreisse hervos
kommt, und denselben unvermerckt erwärmet, das
war dieGenovefa in meinem Hertzen, je länger ich
dasjenige las, was sie mir schreiben ließ. Sie wur-
de auf eine unvermerckte Art gleichsam von neuem
in meinem Hertzen gebohren, und sie erfüllte daffel-
dr endlich so starck, daß ich weiter nichts, als sie und
das
 
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