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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0374
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Janitschek: Zur Charakteristik

eignet gleichfalls unbedenklich das Werk dem Antonio Crescenzo zu14).
Es wäre zwecklos, all’ die weiteren Stimmen anzuführen; ein Zweifel
an der Autorschaft Antonio Crescenzo’s gegenüber diesem Werke wurde
nie erhoben. So mag das Angeführte genügen, einem nun gänzlich zer-
störten Werke gegenüber, das — darf man dem von Baronius und
Anderen citirten Urtheile eines Schülers Michel Angelo’s trauen — eine
gewaltige dramatische Kraft der Darstellung aufwies und dabei anderer-
seits wo es am Platze, ideale Haltung, edle Lineatur, eine fast bis in’s
Allgemeine gehende Stilisirung der Köpfe zeigte — wenn man Letzteres
nach dem dürftigen Kupfer bei Cascini schliessen darf.
Als zweites Hauptwerk wird demselben Antonio Crescenzo der
»Trionfo della Morte« zugeeignet.
Ich gebe zuerst eine kurze Beschreibung des Bildes. Dasselbe
nimmt einen grossen Theil der Südwand des Hofes ein; es besitzt eine
Länge von 6 Meter und 20 Centimeter und eine nicht viel geringere
Höhe. »Restaurirt« und gefirnisst wurde dasselbe in den ersten Jahren
unseres Jahrhunderts durch den palermitanischen Maler Giuseppe Ve-
lasques. An die Worte Petrarca’s wird man gemahnt — mag der
Maler dieselben auch nicht im Sinne gehabt haben:
» .... Ed ecco da traverso
Piena di morti tutta la campagna
Che comprender non puö prosa ne verso.
Da India, dal Cataio, Marocco e Spagna
II mezzo avea giä pieno e le pendici
Per molti tempi quella turba magna.
Ivi eran quei ehe für detti felici,
Pontefici, regnanti e’ mperatori;
Or sono ignudi, poveri e mendici.

Er’ a vederla un’ altra valorosa
Schiera di donne non dal corpo sciolta
Per saper s’ esser puö Morte pietosa .... 15)-
Das Ensemble des Bildes ist mit grosser, doch aufgehobener Sym-
metrie in mehrere Hauptgruppen geordnet. Der Tod, als Gerippe ge-
dacht, nimmt die dominirende Stelle ein; auf einem abgemagerten, doch
trefflich gezeichneten Pferde saust er durch die Luft, seine todbringenden
Pfeile auf die Menge sendend, ohne Jugend oder Alter, Macht oder
14) Manganante, o. c. vol. III a foi. 948 ff.
15) Petrarca, Trionfo della Morte, cap. I.
 
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