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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0386
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Janitschek: Zur Charakteristik

8) Aus gleichem Jahre datirt eine Madonna del Carmelo, mit um-
laufenden Heiligenhistorien und der Inschrift: Hane visionem vidit atque
approbavit Joannes Papa vicesimus secundus. Thomas de Vigilia pinsit
Anno Domini 1492. Auch die Stelle dieses Bildes nimmt jetzt eine
sehr mittelmässige Copie ein.
9) Aus dem Jahre 1494 führt Gascini eine Rosalia an, gemalt
für das Kloster S. Rosalia in Bivona. Das Bild war gleichfalls gezeichnet.
10) Nach Md. Power, Guida per la Sicilia, befände sich in Po-
lizzi ein gezeichnetes Bild aus dem Jahre 1497, das dann chronologisch
das letzte wäre.
In Folge der Vernachlässigung, welche bis vor Kurzem Kunst-
werken sowohl, wie der Kunstpflege auf Sizilien entgegengebracht
wurde, blieben in Palermo nur zwei authentische Werke von Tommaso
de Vigilia zurück: S. Nicolaus in der kleinen Bruderschaftskirche glei-
chen Namens, und ein Triptychon im Privatbesitz des Duca della Ver-
dura. Alle anderen Werke sind theils zerstört, theils nach dem Aus-
lande verkauft. Das Triptychon zeigt auf der Haupttafel Maria, dem
Kinde die Brust reichend. Ihr zur Seite steht die heilige Lucia und
eine andere weibliche Heilige. Tiefer unten sieht man S. Galogero,
einen Greis in Eremitengewandung, im Begriff, einen Hirsch zu segnen,
der zu ihm flieht, verfolgt vom Jäger, der in kleiner Figurdimension
tief unten im Vordergrund erscheint. Dem hl. Galogero entspricht ein
anderer männlicher Fleiliger in Mönchsgewandung. Auf dem linken
Flügel des Triptychons ist St. Christophorus — in schöner Landschaft —
abgebildet; der rechte Flügel zeigt den heiligen Thomas. Das Bild ist
gezeichnet: Thomaus de Vigilia, Panormitanus
pinsit MCCCCLXXXVI.
Der Aufbau der Composition könnte einfacher, edler gedacht sein;
im Uebrigen ist das Bild formell und coloristisch von hoher Vollendung.
Maria und die weiblichen Heiligen zeigen energische Modellirung, doch
einen schönen edlen Gesichtstypus, dem man nur etwas mehr Weich-
heit des Ausdruckes wünschen möchte. Richtig hat Di Marzo hervor-
gehoben, dass Tommaso in der Charakteristik männlicher Typen bedeu-
tender ist. Die energische Modellirung kommt ihm da zu statten; die
weichen Formen jugendlicher Frauenköpfe erhalten bei ihm einen An-
flug von Herbheit. So sind denn auch die männlichen Heiligen hier
sowohl, wie St. Nicolaus und die vor diesem knienden Mönche auf dem
Bilde in der Kirche S. Niccolo lo Reale von einer Würde des Ausdrucks

degli Eremiti gemalt; für die Copie giebt der Katalog als Provenienz das Kloster
S. Maddalena di Corleone an.
 
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