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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Schlie, Friedrich: Der Herzog Christian Ludwid II. von Mecklenburg und der Maler Chr. Wilh. Ernst Dietricy
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0037
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Herzog Christian Lud. II. von Mecklenburg u. der Maler dir. W. Ernst Dietricy. 23

dieser bekänntermaassen ein grosser Kenner und Liebhaber von derlei Sachen
sei. Dietricy erwidert in einem Briefe vom 24. Januar 1744, dass er leider
nichts mitgebracht, sondern nur gezeichnet habe, in Rom und Venedig »Einige
Modell nach des Titians Sachen gemacht.« Zugleich bittet er noch um einen
oder zwei Monate Frist.
Am 24. März 1744 erhält Dietricy die Nachricht, dass der Herzog zur
Messe nächsten Monats einen Diener nach Dresden senden werde, der bei ihm
vorsprechen und das Bild sowie andere zugesagte Neuigkeiten abholen solle.
Dieser Absendung begegnet ein von Dietricy am 25. März 1744 geschriebener
Brief, worin er meldet, dass das versprochene Bild noch nicht fertig sei, doch
frägt er an, ob er Anderes, so bereits fertig sei, in »Underdänigkeit« schicken
dürfe. Der Herzog lässt ihm am 6. April 1744 antworten, es sei ihm ange-
nehm, Dietricy möge alles dem Herrn Konow geben, welcher während der
Zeit der Messe von Leipzig nach Dresden kommen werde. Am 3. Mai 1744
sendet Dietricy »über das verlangte Tableau noch zwei andere Stück, die am
Preiss nur so hoch zu stehen kommen als das eine welches ich letzt über-
machet habe«. Und Tags darauf, am 4. Mai, schreibt er, dass Konow da-
gewesen und den Brief vom 6. April überbracht habe; das grössere Gemälde
solle 30 Ducaten kosten, »das andere wihl ich vor 20 Ducaten lassen, wo die
schlaffende Nimfe ligt«. Am 26. Mai lässt ihm der Herzog seine Zufriedenheit
ausdrücken, und am 6. Juni bescheinigt das Schweriner Postamt den Abgang
eines Geldbriefes mit 100 Ducaten.
Das »verlangte Tableau« ist Nr. 247 des Katalogs, das Gegenstück zu
Nr. 246, gleich diesem von Findorff mit Thieren übermalt, ursprünglich aber
eine arkadische Landschaft mit Nymphen im Geschmack des Cornelis Poelen-
burg. Das zweite Stück, welches 30 Ducaten kostet, ist möglicherweise das
mit 1744 datirte Bild Nr. 248 des Katalogs, welches ebenfalls eine arkadische
Landschaft in der Art Poelenburg’s darstellt, aber im Format etwas grösser
ist als jene. Es könnte freilich auch noch das ganz im Geschmacke der
Leidener Feinmaler gemalte kleine Bildchen Nr. 255 in Betracht kommen.
Dass es die gleichfalls mit 1744 datirten Bilder Nr. 249 bis 251 nicht sind,
werden wir bald sehen.
Aber ein Bild mit einer »schlaffenden Nimfe« vom Jahre 1744 (oder
früher) gibt es nicht in der Grossherzoglichen Gemäldegalerie. Ebensowenig
findet es sich unter den in früheren Zeiten an Kunsthändler fortgegebenen
Bildern Dietricy’s, den Nummern 209, 213, 255, 359 und 410 des alten
Lenthe’schen Katalogs vom Jahre 1836. Und dennoch scheint der Herzog ein
solches Bild behalten zu haben. Denn am 10. Juni 1744 lässt er an Dietricy
schreiben, er wünsche ein Gegenbild zu der »schlaffenden Nimfe« zu haben,
und schickt ihm das Maass des Bildes. Und am 20. Juli dankt Dietricy für
das übersandte Maass und verspricht, die Arbeit bis zum October zu vollenden;
eher könne er nicht, da er für Seine Excellenz den Minister (Graf Brühl) ein
Bild malen solle, das er rechtzeitig abliefern müsse, wenn er nicht in Ungnade
fallen wolle. Am 10. August 1744 lässt ihm der Herzog den Wunsch aus-
drücken, er möge das genannte Gegenbild, wozu er von ihm eine Skizze er-
 
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