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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Klemm, Alfred: Aberlin Tretsch, Herzog Chrstophs von Württemberg Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0044
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Alfred Klemm:

meister« Nr 331, 238, 242). Tretsch war also hiebei gar nicht betheiligt,
erst bei dem späteren Fortbau unter Herzog Christoph.
Sicheres lässt sich hienach über eine Beziehung Tretsch’s zum Tübinger
Bau nichts aufstellen. Es ist uns überhaupt aus der ganzen 13jährigen Periode
seines Wirkens unter Herzog Ulrich nur die eine directere und kunstgeschicht-
lich interessante Notiz aus dem Jahr 1561 erhalten: »Das Gypserhandwerk
ist bei uns in Deutschland ein neu Handwerk; ist wohl vor 20 Jahren —
also ums Jahr 1540 — bei Eurer fürstlichen Gnaden Hern Vaters säliger Zeit
auf dem Asperg angefangen, ist Meister cunrot Haug, schreiner von Nürtingen
säliger, Ir Meister gewest, der in Gyps Laubwerk und Bilder gestochen; hat
des Tags für Speis und Lohn, und sonst keine Jarbesoldung, gehabt 15 Kreuzer,
der Gesellen einer 3 batzen und Ihre Handknechte wie andere Bossler ge-
halten«. Dieser Haug, der doch wohl noch der Konrad gewesen ist, der 1557
die Ritterstube im Stuttgarter Schloss u. a. zu gipsen hatte, hat also ohne
Zweifel die Gipser herangebildet, mit welchen 1551 der Herzog Christoph für
Schloss Heidelberg aushelfen konnte (Württ. Jahrbücher 1826, I, 105). Die
obige Notiz scheint mir aber auch darauf hinzuweisen, dass Tretsch bei den
seit 1535 unter Herzog Ulrich vorgenommenen Arbeiten zur Ausdehnung der
Befestigungsanlagen auf Hohenasperg (OA.-Beschreib. Ludwigsburg, S. 177)
mitgewirkt haben dürfte. Vielleicht war er überhaupt schon unter Herzog
Ulrich das, als was wir ihn später erst nachzuweisen vermögen, nicht nur
ein Bauleiter, sondern der oberste Leiter aller fürstlichen Bauwesen (s. u.).
Seinen Wohnsitz jedenfalls hatte der Meister, als Herzog Christoph 1550
zur Regierung kam, bereits längerher in Stuttgart. Denn von hier aus ruft
ihn der erste Auftrag, unseres Wissens, der unter dem neuen Herrscher ihm
wird, hinweg auf die Burg Hohentwiel zu vierjährigem Aufenthalt und Ver-
sehen des Baues daselbst von 1552—56, so dass er sich bald genöthigt sieht,
Haus und Hof in Stuttgart sammt Hausrath zu verkaufen, weil sie ihm in
seiner Abwesenheit zergangen. Allem nach ist der in der oberen Festung
des Hohentwiel über den Grundmauern der mittelalterlichen Burg aufgeführt
gewesene Herzogsbau oder Christophsbau das Ergebniss dieser vierjährigen
Thätigkeit unseres Meisters. Noch sind stattliche Reste da von diesem Schloss,
mit Rundportalen, an der Nordostecke von einem Rundthurm flankirt; innen
Gemächer, Arcadenstellungen und zweimal die Jahrszahl 1554, unter dem
Boden weitgesprengte Kellergewölbe (OA.-Beschreib. Tuttlingen, S. 550. Ein
Steinmetzzeichen daran wiederholt sich am Portal des nördlichen Schlossfliigels
in Tübingen). Der den Bau unter Tretsch’s Leitung ausführende Meister war
drei Jahre lang Hans Hertz, bald Maurer, bald Steinmetz genannt, »von Rotten-
berg usser dem Algew«, damit der erste uns namentlich bekannte unter den
von dieser Zeit an wieder und wieder genannten, wegen ihrer gefährlichen
zunftwidrigen Goncurrenz von den im Fürstenthum eingesessenen Maurer- (und
Steinmetz-) Meistern so scheel angesehenen Allgewern. Wir begegnen ihm
später ebenfalls am Schlossbau in Stuttgart, wo er 1557 z. B. an den Arcaden-
pfeilern bei der Küche arbeitet, dazwischenhinein 1558 auch am Bau des
neuen Hauses in Neuenbürg verwendet. Auf Hohentwiel hatte er es mehr
 
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