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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Klemm, Alfred: Aberlin Tretsch, Herzog Chrstophs von Württemberg Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0045

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Aberlin Tretsch, Herzog Christophs von Württemberg Baumeister.

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mit Maurerarbeit zu thun gehabt. Denn alles gehauene Steinwerk an den
dortigen fürstlichen Gepeuen wurde nach Tretsch’s Angabe zu Konstanz und
zu Stein am Rhein von den Steinmetzen gehauen, die nur alle Stücke zu
verzeichnen hatten, wie die zusammengehören (Versetzzeichen), sodann- auf
herzogliche Kosten abgeholt und von den Maurern versetzt.
Im Jahr 1556 zog Tretsch wieder nach Stuttgart, um fortan hier zu
bleiben. Er erwarb sich daher wieder ein eigenes Haus, gelegen »oben in
der Stadt in einer Zwerchgassen bei dem Mittelpronnen«. Vielleicht wird es
einem Localforscher noch möglich, aus dieser Angabe zusammen mit der
weiteren, dass der Winkel des Hauses dem Tretsch »mit Wolfgang Sparn und
Urbane Paudistel als Nachbarn gemein war«, die Lage dieses Hauses bestimmter
zu ermitteln. Das Haus war »alt, wenn auch gut von aichin Holz«, weshalb
der neue Besitzer es, »wie einem getreuen Hausvater seiner Kinder gebührt,
nothdürftig bessern musste, wegen Feuersgefahr herumb die wend in die
Riegel mauern und mit einem doppelten Gipswurf Holz und Felder herum
bewerfen liess, so dass es seinen seckhel bis höher denn 50 Gulden kam«.
Seine Familie bestand damals äusser seinem Weib auch noch aus kleinen
Kindern. Von seiner Frau erfahren wir leider nichts Näheres, als dass er
durch den Kupferschmied, der einen kupfernen Knopf auf das Dach machte,
zugleich für sie »ein kleines Kohlpfendlin, daruf man die Zwachtücher
(= Waschtücher) trocknet«, um zwei Gulden machen liess. Wir dürfen sie
hienach als eine rührige Hausfrau ansehen, und es wird uns dieses Urtheil
bestätigt, wenn wir noch hören, dass in ihre verständige Hand die ganze
Sorge für die Weingärten, die Tretsch nahe dem Hause besass, sowie ein
zweimal im Jahr, »wie bei andern Bürgern«, vorkommendes Ausschenken von
Wein — es ist das ja bei unsern Weingärtnern noch heutzutage üblich —
ausschliesslich gelegt werden konnte. Den Meister selbst aber dürfen wir uns
trotz der kleinen Kinder, von denen er redet, damals bereits nicht mehr zu
jung vorstellen, sondern eher als schon der obern Grenze des Mannesalters
genähert, wenn er doch im Jahr darauf erklärt, er habe »Jezund zwainzig Jar
lang (dienend) nichts davon pracht dann ain dollen Kopf, böse blinde Augen,
lame schenckhel und ain schwachen kranken Leib«, und dazu wiederholt von
seinem Alter spricht.

Der Bau des (alten) Schlosses zu Stuttgart.
Mit diesem wichtigen Einschnitt im Leben unseres Meisters, seiner
Rückkehr nach Stuttgart, stehen wir auch vor dem einen Hauptwerk seines
Lebens, dem Bau des alten Schlosses. Sehen wir uns zunächst die Sachlage
hier genauer an.
Schon lange herein hatte der Raum der alten Burg den Bedürfnissen
einer wachsenden Hofhaltung nicht mehr genügen wollen. Es waren bei der-
selben eine Reihe weiterer Bauten entstanden, ein neues Sommerhaus (1417),
ein neues Haus (1480), eine Metzig (1468), das Brunnenhaus (1490), die Burg-
capelle (1497). Dem baukundigen und baulustigen Herzog Christoph war es
 
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